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Heart of a Dog

| Oliver Stangl |

Hundstage – der Kunstfilm

Laurie Anderson hatte schon immer ein Herz für Hunde, auch in künstlerischer Hinsicht. So gab die 1957 in Illinois geborene, in New York lebende Multimediakünstlerin bereits mehrere Konzerte in Tonlagen, die nur für die Ohren der Vierbeiner hörbar waren (menschliche Zuhörer konnten sich per Kopfhörer zuschalten). Zuletzt jaulten und bellten begeisterte Hunde im Jänner am Times Square zum Violin- und Keyboardspiel der Musikerin. Im Zentrum von Heart of a Dog, ihrem ersten abendfüllenden Film seit Home of the Brave (1986), steht der Terrier Lolabelle, den Anderson gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Lou Reed (die Rocklegende verstarb 2013) aufgenommen hatte. Der Film ist dabei keine geradlinige Arbeit, die sich ohne weiteres als Dokumentarfilm kategorisieren ließe; es handelt sich vielmehr um eine assoziative Meditation über Tod und Verlust sowie über deren Wahrnehmung beziehungsweise Verarbeitung. Die Terroranschläge von 9/11 spielen in diesem Hybrid aus Animation, Spielszenen und dokumentarischem Material ebenso eine Rolle wie das Ableben von Andersons Mutter, des befreundeten Künstlers Gordon Matta-Clark und von Lolabelle selbst, die als Auslöser für die zahlreichen Assoziationen dient. Lou Reed taucht nur kurz auf, er ist mit dem Song „Turning Time Around“ auf indirekte Weise präsent.

Das Bardo Thördröl, das Tibetische Totenbuch, aus dem Anderson zitiert, verstärkt den meditativen, auf die Vergänglichkeit des Lebens abzielenden Charakter des Films, während die philosophisch-perzeptive Ebene durch Wittgensteins „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“ abgesteckt wird. Obwohl es manchmal zu Redundanzen kommt, was Bild- und Tonebene betrifft, und manche Passagen dieses Bewusstseinsstroms eine kleine Spur ins Prätentiöse abzurutschen drohen, ist der Film doch insgesamt ein berührendes, zwischen Trauer und Glücksgefühlen changierendes Unterfangen.

Das liegt nicht zuletzt an Anderson selbst, deren warme, bewusst performativ eingesetzte Stimme den Zuschauer bei der Hand nimmt und mit Musikbegleitung durch den Film führt. Zudem gibt es immer wieder humorvolle Einschübe, etwa, als man Lolabelle höchstpersönlich am Piano sieht (eine Hundetrainerin hatte ihr gewissermaßen das Klavierspiel „beigebracht“). Als der Terrier eine Instrumentalversion von „Oh Tannenbaum“ begleitet, informiert Andersons Voice-over mit liebevoll-trockenem Humor: „She also made a Christmas record which was … pretty good.“ Ziemlich gut: Das könnte man auch über Heart of a Dog sagen.

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