Ein echte Rarität auf DVD: Der Orientzyklus von Karl May wurde bereits 1961 für das längst vergessene Freie Fernsehen verfilmt, aber nie komplett ausgestrahlt.
„Freies Fernsehen zeigt eine Michael Artur Film Produktion: „Mit Karl May im Orient“‘, heißt es im kurzen Vorspann, der sofort in eine abenteuerliche Szenerie im Nahen Osten mündet. Davon haben Sie als Cineast bisher nie etwas gehört? Kein Wunder, ist die Hintergrundgeschichte der allerdings im ehemaligen Jugoslawien gedrehten Schwarzweiß-Serie von Regisseur Francesco Stefani und Drehbuchautor Winfried Schnitzler aus einer Zeit, in der das (Zweite) Deutsche Fernsehen noch in den Kinderschuhen steckte, mindestens so spannend wie die sieben Folgen zusammen. Die DVD-Veröffentlichung kommt einer echten Sensation gleich!
Nach dem Verbot der privat finanzierten Dachgesellschaft Deutschland-Fernsehen GmbH Anfang 1961 wurde auch die Alternative zur ARD, die Freies Fernsehen Gesellschaft (FFG), liquidiert. Somit erfolgte die TV-Premiere erst fast drei Jahre später während des Versuchsprogramms des ZDFs auf der Funkausstellung in Berlin am 2. Oktober 1963. Die Resonanz der Zuschauer auf den ersten Teil war jedoch derart katastrophal, dass nun der Sender auf die Herstellung weiterer sechs Episoden verzichtete und die bereits vorhandenen im Archiv verschwanden.
Aus heutiger Sicht unverständlich, denn die Adaption des sechsbändigen Orientzyklus, bei dem der dreifache Doku-Oscar-Gewinner Arthur Cohn als Produktionsleiter fungierte, ist zwar nicht so meisterhaft gestaltet wie die ZDF-Reihe Kara Ben Nemsi Effendi (1973–1975) mit Karl-Michael Vogler in der Titelrolle, aber wesentlich werkgetreuer als die doch eher stereotypen Kinofilme der 1960er Jahre. Harry Walther, der parallel den Old Shatterhand bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg spielte, ist ein ganz anderer Typ als Lex Barker. Und der mittlerweile 94-jährige Osman Ragheb ein viel authentischerer Hadschi Halef Omar als Georg Thomalla, Ralf Wolter oder Heinz Schubert!