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Filmfestival

Digital global

| Maxi Braun |
Die 67. Kurzfilmtage Oberhausen gehen mit drei neuen Wettbewerben und dem Themenprogramm „Solidarität als Störung“ von 1. bis 10. Mai in ihre zweite Online-Ausgabe.

Im vergangenen Jahr mussten die Oberhausener Kurzfilmtage aufgrund der Corona-Pandemie kurzfristig als erstes deutsches Filmfestival auf digital umsatteln. Statt sich auch 2021 über unberechenbare Öffnungsperspektiven für die Kultur seitens der Politik zu ärgern, schaltet das Festival erneut auf eine reine Online-Version um. Das Programm mit 400 Kurzfilmen aus fast 50 Ländern ist so für ein weltweites Publikum zugänglich. 190 Filme und Musikvideos sind allein in den insgesamt acht Wettbewerben zu sehen. Neue Preise werden erstmals im Internationalen beziehungsweise Deutschen Online-Wettbewerb vergeben. Auch das beste international produzierte Musikvideo – bisher außer Konkurrenz, aber als Publikums-Highlight in Oberhausen gezeigt – wird 2021 erstmals mit dem Internationalen MuVi-Preis ausgezeichnet. Insgesamt vergibt das weltweit älteste Kurzfilmfestival Preise im Wert von knapp 52.000 Euro.

Zuwachs verzeichnet auch der in Oberhausen seit Jahren fast paritätische Anteil an Regisseurinnen: In fast allen Wettbewerben stammen mehr als die Hälfte der Beiträge von Filmemacherinnen. Auch in der Sektion Profile sind drei der vier ausgewählten Filmschaffenden Frauen. Neben der feministischen tschechischen Videokünstlerin Marie Lukáčová, der US-amerikanischen Regisseurin und Installationskünstlerin Melika Bass sowie Salla Tykkä, Fotografin und Videoartistin aus Finnland, wird in dieser Sektion außerdem DJ und Rapper Baloji (Belgien/Kongo) mit einer Werkschau gewürdigt.

Das schon für 2020 konzipierte Thema „Solidarität als Störung“ wird in diesem Jahr in Teilen online ausgespielt. Die Kuratorinnen Branka Benčić und Aleksandra Sekulić begreifen darin Solidarität als Intervention im neoliberalen System der Ungleichheit, Ausbeutung und Unterdrückung – mit filmischen Mitteln. Neben historischen Arbeiten aus der Zeit der „Schwarzen Welle“ – ein subversiver Angriff des jugoslawischen Films auf die Heilsversprechen und Zensurvorgaben des Sozialistischen Realismus – sind auch aktuelle Werke aus Serbien, Slowenien und Kroatien zu sehen. Einen Blick über den Tellerrand Europas hinaus versprechen zusätzlich die in Kooperation mit dem Goethe-Institut Beirut präsentierten Kurzfilme aus dem Libanon.