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Squid Game

Mini-Serie | Netflix

(Nicht) für alles Geld der Welt

| Katharina Börries |
Sie haben Schulden und keine Zukunft, dann winkt das große Geld: Der koreanische Serien-Hit „Squid Game“ zeigt beklemmend und unbarmherzig, was Menschen für ein Leben ohne finanzielle Sorgen zu geben bereit sind. Doch wer gewinnt bei diesem Spiel?

Seong Gi-Hun ist nicht gerade Vater des Jahres. Als trinkender Glücksspieler hat sich der ehemalige Fabrikarbeiter hochverschuldet, liegt seiner alten Mutter auf der Tasche und schafft es nicht einmal, seiner Tochter einen schönen Geburtstag zu bereiten. Aus der Schuldenspirale scheint es für ihn kein Entkommen zu geben, bis er an der U-Bahn einem mysteriösen Mann begegnet. Dieser bietet ihm Geld, wenn er in Kinderspielen gewinnen kann. Was könnte einfacher sein? Angelockt von der Aussicht auf einen hohen Verdienst, stimmt Gi-Hun einer Teilnahme zu. Als er sich mit mehreren hundert anderen Menschen in einem Wettstreit wiederfindet, erscheint noch alles wie ein Witz. Doch die Verschärfungen, die man den insgesamt sechs Kinderspielen hinzugefügt hat, sind alles andere als spaßig.

Squid Game ist seit September 2021 in aller Munde und mittlerweile zum erfolgreichsten Netflix-Serienstart überhaupt avanciert. In über 90 Ländern hat die koreanische Serie es auf Platz 1 der Rankings geschafft. Packend wie Alice in Borderland (2020), unbegreiflich wie Hostel (2006), mit einer Prise Saw (2004) dazu – offenbar lockt die Aussicht auf einen besonders blutigen Thriller. Mit einem signifikanten Unterschied: Im Gegensatz zu allen Genannten spielen die Verschuldeten in dieser Serie freiwillig das tödliche Spiel. Ein Detail, das Moralverständnis und Gerechtigkeitssinn auf die Probe stellt.

Schließlich ist jeder Mensch für sein eigenes Schicksal verantwortlich. Welche Mittel aber zum Erreichen des Zieles genutzt werden, schockiert oft mehr als die zahlreichen blutigen Momente. Es geht um ein durchkalkuliertes System, das auf dem Tod aufbaut. In dem das eigene Überleben im Vordergrund steht. Oder doch nicht? Serienschöpfer Hwang Dong-hyuk setzt auf zwischenmenschliche Dynamik wie die Befremdlichkeit einer neuen Situation, Interaktionen zwischen einstigen Freunden und klassisches Schulhof-Verhalten. Es fällt schwer, die Beklemmung vollends abzuwehren.

Unterstrichen wird die Handlung von einem Design, das in krassem Kontrast zur Schwere der Situation steht. Teilnehmende in Teamklamotten stehen uniformierten, gar unmenschlich wirkenden Schergen dieser besonderen Attraktion gegenüber. Alles in einer kunterbunten Kinderwelt mit fröhlich bemalten Wänden, Spielplätzen und Gängen wie in einem Puppenhaus.