supernova

Filmkritik

Supernova

| Michael Ranze |
Die Geschichte einer letzten Reise, einer großen Liebe und einer unheilbaren Krankheit

Seit ewigen Zeiten schon sind Sam (Colin Firth) und Tusker (Stanley Tucci) ein Paar. Zwei Männer, die einander lieben, gut kennen und einander so akzeptieren, wie sie sind. Die beiden sind in einem Wohnmobil unterwegs, quer durch England bis zum Lake District an der Grenze zu Schottland. Sie necken und sie streiten sich, meist über den richtigen Weg, Tusker macht sich über die weiblich-dominante Stimme des Navi-Geräts lustig. Doch etwas Schweres liegt über dieser Reise, das spürt man. Einmal verschwindet Tusker während einer Pinkelpause einfach so, und als Sam ihn wieder findet, steht er wie ein kleiner Junge verschreckt an einem Hofzaun. Tusker leidet an Demenz, die Dinge entgleiten ihm, und er weiß, dass es nur noch schlimmer wird.

Irgendwann wird er sich nicht mehr an den Namen und das Gesicht von Sam erinnern, Sam hingegen wird nach und nach den Menschen verlieren, den er so gut gekannt und geliebt hat. Ihre Reise hat natürlich ein Ziel, sie wollen noch einmal alte Freunde und Familienmitglieder treffen, aber auch wichtige Orte ihrer Vergangenheit besuchen. Doch dann konfrontiert Tusker seinen Geliebten mit einer wichtigen Entscheidung.

Das eigentliche Ereignis von Supernova sind die Hauptdarsteller Colin Firth und Stanley Tucci. Sie stellen ihre Figuren nicht nur dar, sie geben ihnen von Beginn an eine gemeinsame Vergangenheit. Man glaubt ihnen auf Anhieb, dass sie einander schon lange kennen, die Gedanken des anderen lesen, aber auch seine Körpersprache und seine Stimmungsschwankungen entschlüsseln können. Oft kommen sie ohne Worte aus, es reicht ein Blick oder eine Berührung. Höhepunkt ist sicherlich jene Szene, in der Tusker beim Dinner mit Freunden eine Rede halten will, seiner schlechten Verfassung wegen aber abbrechen muss. Darum liest Sam die Worte vor, die sein Liebhaber über ihn geschrieben hat, und das ist sehr ergreifend.

Stanley Tucci ist schlicht großartig in seiner Mischung aus Stolz über das Geschriebene und Traurigkeit über seine Krankheit. Die Blicke, mit denen er Colin Firth in diesem Moment anschaut, sind vielsagend und tief empfunden. Doch auch Firth findet stets den richtigen Ton, um die Gefühle seiner Figur auszudrücken. Zwei Schauspieler auf dem Höhepunkt ihres Könnens. Als weiterer Darsteller mag die Landschaft des Lake Districts gelten, die Kameramann Dick Pope atemberaubend eingefangen hat. Die Schönheit bildet den perfekten Hintergrund für diese anrührende Geschichte einer Liebe, der das Vergessen droht.