„Das wirkliche Leben hat auch keinen Plot, warum sollten Geschichten unbedingt einen haben?“ (Jim Jarmusch)
Mit 15 Titeln (exklusiv auf Blu-ray) wird der cineastische Weg des New Yorker Independent Filmmakers durch vier Jahrzehnte, von Permanent Vacation (1980) bis The Dead Don’t Die (2019) beschrieben. Sein Debütfilm streunt mit seinem Hauptdarsteller durch Episoden, und mit den Geräuschen vom urbanen Schauplatz dringt immer wieder eine Saxofonstimme mit dem Thema von „Somewhere over the Rainbow“ ein, hier gespielt von John Lurie, der in den folgenden beiden Filmen zu den Hauptdarstellern gehört. Ohne ihre Musik – u. a. auch von Tom Waits (Down By Law / Night on Earth), Neil Young (Dead Man – mit dem englischen Mystiker William Blake im Wilden Westen), auch den Soundtrack von RZA in Ghost Dog (1999), der den spirituellen Weg des Samurai (Forest Whitaker) intoniert – scheinen die Filme nicht denkbar.
Stranger than Paradise verströmt in ruhigen Einstellungen von körnigem, kontraststarkem Schwarzweiß eine ungeheure Lakonie und Sprachlosigkeit, einen American Way of Life in menschenleeren Städten und trostlosen Landschaften, aus denen sich die Zeit zurückgezogen und Situationen à la Beckett Platz gemacht hat. Down By Law (1986), Jarmuschs erste Arbeit mit seinem kongenialen Kameramann Robby Müller, zeigt Roberto Benignis umwerfend lebendige Präsenz, mit der dieser seine apathischen Kumpane bzw. Zellengenossen (Waits und Lurie) aufmischt; als römischem Taxifahrer begegnet man ihm in einer der fünf Großstadtepisoden von Night on Earth (1991) wieder. Die poetischen Fahrten bei Nachtlicht finden sich denn auch in den Ausflügen, die das Vampirpaar Adam und Eve (Tilda Swinton und Tom Hiddleston) nach Sonnenuntergang durch die verfallene ehemalige Metropole „Motor City“ Detroit in Only Lovers Left Alive (2013) unternimmt.