Guillaume Maidatchevsky hat sich im Verlauf seiner bisherigen Karriere im Fachbereich des Naturdokumentarfilms einen Namen machen können. Seine bislang bekannteste Arbeit ist dabei Ailos Reise (Aïlo: Une odyssée en Laponie), mit der er das erste Lebensjahr eines jungen Rentiers filmisch begleitete. Die Natur- und Tierbeobachtungen sind auch in seinem ersten Spielfilm Lou – Abenteuer auf Samtpfoten das zentrale Element, um das Maidatchevsky einen losen erzählerischen Rahmen gelegt hat.
Die zehnjährige Clémence entdeckt auf dem Dachboden eines Pariser Mietshauses mehrere entzückende Katzenbabys, die offensichtlich allein gelassen wurden. Der Großteil des kleinen Rudels findet bei Clémences Freundin Unterschlupf, doch einen Tigerkater möchte das Mädchen unbedingt selbst behalten. Es dauert nicht lang, bis Clémence ihre Eltern überreden kann und schon bald ist der Zimmertiger, – der in der Originalfassung entgegen dem deutschen Titel den lautmalerischen, auf sein melodisches Schnurren zurückgehenden Namen Rroû trägt – festes Mitglied der Familie. Als Clémence und ihre Eltern einen der üblichen Abstecher in das Ferienhaus auf dem Land unternehmen, ist der Kater auch mit dabei. Doch kaum dort angekommen, sorgen seine Entdeckungsreisen in die umliegenden Wälder für reichlich Aufregung. Und auch Clémence macht die Erfahrung, dass die Natur kein Abenteuerspielplatz ist.
Die Handlungsstränge bleiben wie bereits angedeutet eher rudimentär, auch wenn etwa Corinne Masiero – hierzulande seit ihrer Titelrolle in Louise Wimmer bekannt – als etwas kauzige, naturverbundene Nachbarin für durchaus amüsante Momente sorgt. Doch die größte Stärke liegt zweifelsfrei in den Aufnahmen, mit denen Maidatchevsky sein Gespür für den Umgang mit Fauna und Flora zeigt und seine Erfahrung als Dokumentarfilmer kongenial einzubringen versteht. Man mag die Art und Weise, wie Maidatchevsky in Lou vorgeht, um die tierischen Protagonisten ins Bild zu rücken, als ein wenig romantisierend apostrophieren, doch angesichts der klar erkennbaren Intention, mittels dieser Inszenierung ein tieferes Verständnis für die Natur und alle ihre Geschöpfe zu wecken, fällt es nicht schwer, über derartige Einwände erst einmal hinwegzusehen. Schlussendlich gelingt Guillaume Maidatchevsky mit Lou ein Familienfilm im besten Sinn, der zudem seinen Subtext um die Bewusstseinsbildung in Sachen Natur unaufdringlich unterzubringen weiß.