Einblicke in die Welt der Löwen
Über zehn Jahre lang hat der auf Naturdokumentationen spezialisierte Regisseur und Kameramann Owen Prümm, ein gebürtiger Südafrikaner, im Ruaha-Nationalpark, der sich in Tansania befindet, mehrere Löwenrudel begleitet und ihr Treiben mit der Kamera festgehalten. Entstanden sind dabei höchst bemerkenswerte Aufnahmen, die faszinierende Einblicke in das Leben der dort ansässigen Löwen bieten. Doch Prümm entschied sich dafür, das umfangreiche Bildmaterial nicht im Rahmen eines Dokumentarfilms konventionellen Zuschnitts zu verwenden, sondern es so zu montieren, dass eine fiktionale Geschichte in Form einer Fabel – worauf gleich zu Beginn des Films verwiesen wird – erzählt wird.
Im Mittelpunkt steht dabei jenes titelgebende Geschöpf, dessen Geburt das Resultat eines Zusammenkommens eines Löwen und einer Löwin ist, die aus verfeindeten Rudeln stammen. Weil eine solche Verbindung eigentlich eine verbotene Sache ist, sind Probleme vorprogrammiert. Auch der kleine Löwe kann seine Herkunft nicht verbergen, erstrahlt doch ein Auge in markantem Blau, das andere in Gelb – die jeweiligen Augenfarben sind ein Unterscheidungsmerkmal der rivalisierenden Rudel. Der heranwachsende Löwe hat es also zunächst reichlich schwer, seinen Platz zu finden, auch weil er sich nirgends so richtig zugehörig fühlt. Doch er meistert die zahlreichen Herausforderungen, die das Leben in der Wildnis mit sich bringt, und wächst zu einem stattlichen Vertreter seiner Art heran. Und nach und nach dämmert es dem Protagonisten, dass ihm die Aufgabe zukommt, die beiden verfeindeten Rudel zu versöhnen und zusammenzuführen. Denn abseits des täglichen und üblichen Kampfs ums Überleben taucht ein Feind auf, der als nahezu übermächtige Bedrohung für die Löwen und alle anderen Geschöpfe erscheint, weil er von deren Lebensraum nach und nach Besitz ergreift.
Narrative Struktur erhält The Bastard King durch einen aus dem Off agierenden Erzähler, der in der deutschen Fassung von Tom Wlaschiha gesprochen wird. Man mag diese dramaturgische Form, mit der eine Art von „König-der-Löwen“-Realversion generiert wird, durchaus zur Diskussion stellen, tut sich dabei so manche dramaturgische Unebenheit auf. Doch die unbestreitbare Stärke liegt zweifellos, wie bereits eingangs erwähnt, ohnehin in den Bildern, die den bei Terra-Mater-Produktionen üblichen hohen Standard aufweisen. Zudem versteht es Owen Prümm, seine majestätischen Protagonisten so eindrucksvoll ins Licht zu rücken, dass das Bewusstsein für die Notwendigkeit, die letzten Vertreter aus der Gattung des Panthera leo – die Schätzungen bezüglich der Bestandsgrenze liegen laut WWF zwischen 23.000 bis 39.000 Löwen in Afrika – effektiv zu schützen, wirklich geschärft wird.