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Peeping Tom - Augen der Angst

DVD/Blu-ray

Peeping Tom - Augen der Angst

| Jörg Becker |
Michael Powells Klassiker über Voyeurismus und Kino-Faszination

 

Der junge Fotograf Mark Lewis schießt neben seiner täglichen Arbeit als Kameraassistent für den Tabakladen an der Straßenecke pornografische Frauenfotos, die unter dem Ladentisch verkauft werden. Seinem wahren, fatalen Trieb folgt er aber in der Herstellung von Dokumentarfilmen, in denen Frauen im Augenblick höchsten Entsetzens aufgenommen sind – ihre Todesangst ist nicht gespielt, seine Kamera ist die Waffe für Morde, die er filmend begeht.

Ein Film im Film liefert eine Erklärung für diese Art mörderischer Perversionen: Eine wacklige Schwarzweiß-Projektion zeigt, wie der Vater an dem kleinen Mark wissenschaftliche Verhaltensexperimente vornimmt – eine grausam kalte Registratur menschlicher Angst, aus welcher unterschwelliger Sadomasochismus der Lust am Schauen erwächst. Peeping Tom variiert dieses Thema des Spiels mit der Lust an der Angst, das Zuschauende zu Komplizen macht und ihnen ihre Rolle als Voyeure vor Augen führt.

Michael Powells seinerzeit skandalumwobener, mittlerweile längst als Meisterwerk rezipierter Film wird von drei Blicken strukturiert, auf denen das Kino überhaupt fußt: dem Blick der filmenden Kamera, dem Blick des Publikums beim Betrachten des Films und den Blicken der Figuren im Film. Die Konvention des narrativen Kinos, gemäß der die Darstellenden nicht in die Kamera schauen dürfen, um die Illusion einer abgeschlossenen Fiktion nicht zu beschädigen – eine Konvention, gegen die vereinzelt, sehr bewusst und überaus wirksam, verstoßen wurde – wird hier zur finalen, mörderischen Konsequenz getrieben. Personen der Handlung, die sie missachten, werden vom Apparat selbst bestraft.