Was passiert, wenn 16 Erwachsene vor die Entscheidung zwischen ihrem Geld und dem Job einer Arbeitskollegin gestellt werden, zeigt dieser Film.
Der Zuschauer lernt Sandra völlig am Boden kennen. Sie ist müde, abgekämpft und unwillig, irgendetwas in ihrem Leben voranzubringen. Sie nimmt Medikamente, die sie eigentlich längst hätte absetzen sollen. Sie ist zu kraftlos, um für ihren Job zu kämpfen. Mit der Zeit setzen sich die Bruchstücke der Handlung zusammen. Sandra, Mutter von zwei Kindern, litt einige Zeit an einer Depression, und während sie nicht arbeitete, merkte ihr Arbeitgeber, dass der Job auch gut ohne sie zu schaffen war. Also stellt er seine Mitarbeiter vor die Wahl: Entweder Sandra behält ihren Job oder sie bekommen alle tausend Euro Bonus. Nachdem die erste Abstimmung , unter vermutlicher Beeinflussung der Mitarbeiter, negativ ausging, erwirkten Sandra und Juliette, eine Kollegin, die auf ihrer Seite steht, dass die Abstimmung Montagmorgen wiederholt wird. Es ist Freitag, sie hat zwei Tage und eine Nacht Zeit, um 16 Menschen zu überzeugen.
Erst scheint dieser Plan wieder Leben in Sandra zu bringen. Als sie mit ihren Kindern und ihrem Mann die Adressen der 16 sucht, scheint sie wieder lebendig zu sein. Doch mit dem ersten Misserfolg kommt auch der Unwillen zu kämpfen wieder zurück. In den Reaktionen der anderen Arbeiter bildet sich das ganze Spektrum an Reaktionsmöglichkeiten auf diese Situation ab. Angefangen bei Unverständnis über Kälte und Schuld hat jeder der Kollegen ein ganz persönliches Motiv, um nicht auf seinen Bonus zu verzichten – oder eben schon. Oft will Sandra nicht mehr weitermachen, es ist ihr Mann der sie drängt zu kämpfen. In den Gesprächen ist sie oft zurückhaltend. Sie reagiert selbst auf die unverfrorensten Antworten nicht mit starken Emotionen. Das kann als Unwillen, die anderen anzubetteln, gesehen werden, ich fand allerdings, dass es eher ein Zeichen ihres fehlenden Tatendrangs und Willens ist.
Der Film wurde als unglaublich intensiv angepriesen, er sollte Denkanstoß und Gesprächsstoff für einige Zeit liefern. Leider konnte die Intensität immer nur sehr kurz gehalten werden, meist schien Sandra einfach wie eine Maschine abzuarbeiten, was sie tun muss – selbst durch ihre häufigen Verzweiflungsausbrüche wurde diese Empfindung nicht wirklich gemindert. Auch muss ich zugeben, dass ich nicht wirklich das Bedürfnis habe, mich über den Film zu unterhalten.
Nächste Vorstellung: 29. Oktober, 11 Uhr, Gartenbaukino