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Nightwatch: Demons Are Forever

Filmstart

Nightwatch: Demons Are Forever

| Alexandra Seitz |
Eine Fortsetzung, auf die niemand gewartet hat

 

Medizinstudentin Emma hat es nicht leicht. Sie war noch ein Kind, als die Mutter sich umbrachte und sie die Leiche fand; der Vater, mit dem sie immer noch zusammenlebt, ist seither nicht mehr ganz richtig im Kopf. Aber was Wunder, waren die Eltern seinerzeit doch nur um Haaresbreite der Ermordung durch einen geistesgestörten Serienmörder entgangen. 1994 war das, während einer Nachtschicht im Leichenschauhaus, wo ein Studentenjob sich als veritabler Horrortrip erwies. Der Film, mit dem Ole Bornedal einen internationalen Überraschungserfolg feiern konnte, hieß Nattevagten und war ein echter Knüller. Nikolaj Coster-Waldau, der den Studenten spielte, sah damals noch aus wie ein Unschuldsbubi und Sofie Gråbøl in der Rolle seiner Freundin hatte noch nichts vom Wahnsinn der Sarah Lund. Drei Jahre später drehte der dänische Drehbuchautor und Filmemacher gleich selbst das Remake für den englischsprachigen Markt: Nightwatch, mit Ewan McGregor, Patricia Arquette und Nick Nolte als zwielichtigem Inspektor Cray, konnte an den Erfolg des Originals allerdings nicht anknüpfen. Fraglich ist auch, ob es Nightwatch: Demons Are Forever gelingt, in dem Bornedal, neuerlich nach eigenem Drehbuch, dreißig Jahre später schaut, was sein Personal von damals so treibt: siehe Einleitung.

Obendrein hält es Emma, die dem Familientrauma beikommen will, für eine gute Idee, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten. Dabei weckt sie schlafende Hunde, die besser begraben geblieben wären (– um es metaphorisch einmal so richtig krachen zu lassen). Die gewählte psychologische Perspektive nämlich gereicht Bornedal hier nicht wirklich zum Vorteil. Zwar liegt es nahe, eingedenk des Geschehenen der Spur des Traumas zu folgen, und, logisch, schließlich im Hochsicherheitstrakt eines Gefängnisses für geistig abnorme Straftäter zu landen – weil der am Ende von Nattevagten zur Strecke gebrachte Serienmörder lediglich ins Koma fiel. Aber: Küchenpsychologische Sager vom Kaliber „Kinder von Tätern werden Täter und Kinder von Opfern werden Opfer“ zum Triebgrund der Handlung zu wählen, zeugt weder von Einfallsreichtum noch von tatsächlicher Kenntnis.

Man wird das Gefühl nicht los, dass es sich bei Nightwatch: Demons Are Forever um den Liebesdienst eines Regie führenden Vaters für seine schauspielernde Tochter handelt; als Emma agiert Fanny Leander Bornedal. Das ist zwar echt ziemlich nett, wenn nicht gar rührend, nur folgt daraus nicht zwingend auch ein sehenswerter Film.