Veritables Animationsvergnügen aus Frankreich
Rechtzeitig zur Sommerzeit haben sich die dominierenden Akteure im Fachbereich Animation wieder in Position gebracht. Bereits Mitte Juni ist Pixars Inside Out 2 angelaufen, im Juli geht Illumination mit Despicable Me 4 und den allseits beliebten Minions an den Start. Die Tatsache, dass es sich bei den präsumtiven Blockbustern um Sequels erprobter Erfolgsrezepte handelt, ist jedoch ein Indikator dafür, dass den Kreativabteilungen der großen Player ein wenig die Luft auszugehen droht.
Für frischen Wind in diesem Genre sorgt dagegen die französische Produktion Die wilden Mäuse (wobei der Originaltitel, der übersetzt „Pattie und der Zorn des Poseidon“ lautet, die Sache weitaus deutlicher trifft). Die titelgebende Protagonistin Pattie ist eine kleine Maus, die von einem Kater adoptiert wurde und im antiken Griechenland in der malerischen Hafenstadt Yorcos lebt. Der Zeit entsprechend schwärmt Pattie für große Heldengestalten wie Perseus, Achilles oder Odysseus. Ihr ganz großes Idol ist freilich Jason, der nach seinen abenteuerlichen Fahrten mit den Argonauten nun, mittlerweile hochbetagt, in Yorcos seine Tage verbringt. Doch die sorglose Zeit findet ein jähes Ende, als das Städtchen und seine Bewohner den Zorn Poseidons heraufbeschwören. Der launische Gott fordert, dass man zu seinen Ehren eine prächtige Statue samt juwelenbesetztem Dreizack zu errichten habe, ansonsten würde er Yorcos mittels einer Flutwelle vernichten. Genau die richtige Gelegenheit für Pattie, ihren Traum von großem Heldentum wahr werden zu lassen, denn auf einer geheimnisvollen Insel sollen sich jede Menge Edelsteine befinden, die für die Herstellung besagten Dreizacks benötigt werden. Also stellt Pattie eine bunte Truppe zusammen, zu der neben Kater Sam auch Jason und seine ehemalige Mannschaft gehören. Weil die Argonauten jedoch längst verschieden sind, muss die schlaue Maus diese erst wiedererwecken, um zumindest eine Truppe aus Skeletten – Sam Raimis Army of Darkness lässt schön grüßen – mit an Bord zu haben. Weil Jason aufgrund seines sehr weit fortgeschrittenen Alters keine große Hilfe ist, muss Pattie das Heft selbst in die Hand nehmen, um ihre Mannschaft durch allerlei Gefahren zu manövrieren.
Die wilden Mäuse hat alle Ingredienzien, die es für einen spaßigen Familienfilm im besten Sinn des Wortes braucht: Liebenswerte Charaktere, eine temporeiche Inszenierung, die die Balance zwischen Spannung und Humor zu halten versteht und jede Menge originelle Einfälle mit Liebe zum Detail gestaltet. Und für Aficionados sind zahlreiche Zitate und Verweise auf die Film- und Fernsehgeschichte geschickt eingearbeitet, von The Godfather bis zu The A-Team.