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Wälsungenblut
Wälsungenblut

DVD/Blu-ray

Thomas Mann Jahrhundert-Edition. Verfilmungen von 1953–1994

| Jörg Becker |
Zum 150. Geburtsjahr des Schriftstellers: elf Filme aus 40 Jahren

Der gehemmte Prinz eines kleinen deutschen Herzogtums und die lebenslustig-unbefangene Tochter eines millionenschweren US-amerikanischen Industriellen, der dieses Ländchen zu seinem Kurort erwählt, kommen zusammen in Königliche Hoheit (1953; Harald Braun), einem mit Publikumslieblingen besetzten Agfacolorfilm, dessen Uraufführung Thomas Mann noch erlebte. Ein traditionelles altes Europa renoviert sich mit amerikanischem Anlagekapital und adelt dafür die Gemahlin des Prinzen. In der Folge vermochte Mann seine Tochter Erika für die Verfilmungen der Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (1957; Kurt Hoffmann) sowie seines Romandebüts um die Kaufmannsfamilie Die Buddenbrooks (1959, Alfred Weidenmann; enthalten ist auch Franz Peter Wirths elfteilige Serie von 1979) als „Verbindungsoffizier“ zur Produktionsfirma zu etablieren. 

Heitere Ironie kennzeichnet den Krull-Film, der Parodie eines Bildungsromans, der im Kostüm der Belle Époque das Künstlerisch-Kreative ins Betrügerische überführt. Als einmal erworbene Filmrechte am Werk Thomas Manns um 1980 zu verfallen drohten, kam es zu einer „Literaturverfilmungsorgie“ (so Bernhard Sinkel), aus der neben seiner Felix-Krull-Serie (1979) auch Der Zauberlehrling (1981, Hans W. Geißendörfer) und Doktor Faustus (1982, Franz Seitz) hervorgingen, letzterer nach Manns „wildem Buch“ um  den Teufelsbund, darum, dass „Kunst unmöglich ohne das höllische Feuer im Kessel“ zu haben sei. Fehlen noch die freizügigen Sechziger-Jahre-Adaptionen Wälsungenblut und Tonio Kröger (beide 1964; Rolf Thiele), Unordnung und frühes Leid (1976; Seitz) und Klaus Maria Brandauers Adaption einer Erzählung von 1927: Mario und der Zauberer (1994).