George Clooney im Gespräch mit Leslie O‘Brien
Sehen Sie sich selbst als politischer Filmemacher?
Ja und nein. Ich finde, das Geheimnis ist, dass man nicht einfach aufsteht und sagt: „Das ist richtig, und das ist falsch, und das ist es, was du denken musst.“ Das polarisiert nur und hilft niemandem. Ich will, wie ich es vor allem in Good Night, and Good Luck. versucht habe, den Leuten sagen: „Nehmen wir mal nicht von Haus aus an, es sei unpatriotisch, diese Fragen zu stellen. Lasst uns diese Fragen öffentlich machen, und ihr setzt euch zum Abendessen und diskutiert das, denn Diskussion ist das, was wir brauchen. Wir müssen über die Dinge reden.“
Würden Sie sagen, Filme wie Syriana seien geeignet, uns klarzumachen, dass wir nicht alles hinnehmen sollten?
Ich denke schon. Syriana beschäftigt sich mit dem Ölbusiness und mit Korruption. Weil Öl so wichtig ist für unser tägliches Leben, gewöhnen wir uns auch an die Korruption. Also wollen wir offenbar gar nicht wissen, auf welche Weise wir unser Öl bekommen, Hauptsache, wir bekommen es weiterhin und zu einem guten Preis.
Haben Sie keine Angst davor, dass man Sie verunglimpft?
„Liberal“ ist ja in den USA fast ein Schimpfwort.
Es ist nicht angenehm zu wissen, dass viele Leute deine Ansichten nicht teilen, aber wenn man sich exponiert, muss man auch einstecken können. Das ist meine Aufgabe! Anders als die Konservativen, die sich in Wahrheit einen Dreck um die Leute scheren, müssen wir nicht ständig das Wort „mitfühlend“ vor uns hertragen. Ich bin stolz darauf, ein actorvist zu sein. Ich liebe jeden, der sich aus dem Fenster lehnt. Nach 9/11 haben wir uns noch weniger als sonst um den Rest der Welt gekümmert. Wir waren nicht an der Meinung anderer interessiert, denn der Leitgedanke war: „Wir haben Recht, ihr habt Unrecht.“ Aber jetzt ist das anders. Wenn der Präsident jetzt – bei einer Popularität von 37 Prozent – aufsteht und sagt: „Ihr dürft diese Fragen nicht stellen, ihr gefährdet damit unsere Truppen“, dann hat das nicht das Gewicht wie damals, als er 70 Prozent Zustimmung und mehr hatte. Es klingt genauso falsch wie es ja auch ist.
Sollten Schauspieler ihre politischen Überzeugungen äußern?
Ich kann nicht für alle sprechen, aber ich habe mich immer öffentlich geäußert, schon als ich 13 Jahre alt war und für einen Kandidaten, der Gouverneur werden sollte, Stimmung machte. Jedenfalls, wir hatten Recht in Bezug auf die Bürgerrechtsbewegung, wir dachten, Frauen sollten das Wahlrecht haben, wir dachten, Vietnam sei falsch, wir dachten, General McArthur sei ein Schmock. Man kann wirklich nicht behauptet, dass Aktivisten immer auf der falschen Seite gestanden wären.
Sehen Sie einen Widerspruch darin, ein Liberaler zu sein und ein Filmstar und ein Geschäftsmann, der gerade ein Casino in Las Vegas errichtet?
Vielleicht gibt es diesen Widerspruch. Aber ich kümmere mich nicht nur um das Casino. Ich sitze auch mit Paul Wolfowitz und Bono zusammen, um einen Schuldennachlass von 50 Milliarden Dollar für Afrika zu erreichen. Ich habe nun mal diese seltsame Position. Ich habe ein wunderbares Haus in Italien und will diesen Lebensstil auch nicht aufgeben, weil ich ihn genieße. Aber ich fühle auch, dass ich Verantwortung trage. Ich versuche das für mich zu rationalisieren – vielleicht aus einem irisch-katholischen Schuldgefühl heraus –, indem ich zum Beispiel 25 Prozent der Einnahmen des Casinos an die Kampagne gegen Armut, „Make Poverty History“, überweisen werde. Das ist eine Möglichkeit, mich dafür erkenntlich zu zeigen, dass ich so viel Erfolg habe.