Einen nicht nur geografisch weiten Bogen spannt der Votivkino-Sommer. Zu begutachten im De France Kino am Ring.
Eine Indoor-Alternative zu den Sommerkinos unter freiem Himmel bietet das Sommerprogramm des Votivkinos, das dieses Jahr hauptsächlich im De France Kino Unterschlupf findet. 83 Vorstellungen werden hier an 43 Tagen abgewickelt.
Eröffnet und beendet wird der Votivkino-Sommer mit je einem Dokumentarfilm. Den Anfang macht am 12. Juli Claudia Pöchlauers Dokumentarfilm Touareg (19 Uhr 30), der ausnahmsweise im Votivkino gezeigt wird, bevor man ins De France wechselt. Die große Stille, eine Meditation über das Klosterleben in seiner reinsten Form, bringt das Programm am 23. August um 19 Uhr 30 zum Abschluss.
Dazwischen werden zahlreiche internationale und heimische Produktionen gezeigt. Wie im Volxkino wird ein Querschnitt des jüngsten heimischen Filmschaffens geboten, etwa mit Immer nie am Meer (22.07., 22 Uhr) Die Fälscher (30.7., 19 Uhr 30) Slumming (03.08., 21 Uhr 30) und Exile Family Movie (16.08. 19 Uhr 30) – in diesem Fall ohne die Notwendigkeit von Gewitterwarnungen. Wie breit das Spektrum heimischer Produktionen geworden ist, zeigen der steirische Spielfilm Kotsch (13.08., 21 Uhr 45) von Helmut Köpping, der Globaldokumentarfilm Über Wasser (21.08., 19 Uhr 30) von Udo Maurer und Andreas Prochaskas am Traunsee angesiedelte Alpenvariation des Slasherfilmgenres In 3 Tagen bist du tot (13.07., 21 Uhr 30).
Ein weiterer Programmschwerpunkt ist Frankreich gewidmet. Olivier Dahans Biopic La vie en rose (27.07., 21 Uhr 30) stellt das Leben von Edith Piaf in den Mittelpunkt und beeindruckt vor allem durch die schauspielerische Leistung Marion Cotillards, die dem „Spatz von Paris“ trotz größtmöglicher Schwankungsbreite zwischen Triumph und Depression gerecht wird. In Chansons d’amour (19.08., 19 Uhr 30) brilliert Gérard Depardieu als alternder Chansonsänger, der einen zweiten Frühling erlebt.
Der Episodenfilm Paris je t’aime (14.08., 21 Uhr 30) war ein Auftragswerk für die Filmfestspiele in Cannes 2006. Und mit 2 Tage Paris (02.08., 21 Uhr 30) lieferte die Schauspielerin Julie Delpy (Before Sunset) unlängst ihr Regiedebüt ab und erwies sich dabei als wahres Multitalent.
Zwei Beispiele für Aufsehen erregende Filme jüngeren Datums sind Dave Chapelles Block Party (14.07., 21 Uhr 30) und vor allem Pan’s Labyrinth (09.08., 21 Uhr 45) von Guillermo del Toro. Der mexikanische B-Picture-Aficionado inszenierte eine visuell eindringliche Fantasy-Fabel, die sich kritisch mit dem Faschismus zur Zeit des Franco-Regimes auseinander setzt.
Ergänzt wird das Votiv-Sommerprogramm durch Produktionen, die schon länger nicht mehr in den heimischen Kinos zu sehen waren, wie etwa Live Flesh (18.08., 21 Uhr 30), einem physisch intensiven Beziehungsdrama von Spaniens Starregisseur Pedro Almodóvar aus dem Jahr 1997. Lampedusa (11.08., 19 Uhr 30) von Emanuele Crialese (dessen neuer Film Golden Door am 13. Juli regulär anläuft und auf den Seiten 112ff. dieses Heftes ausführlich besprochen wird) ist ein Beispiel für die poetische Kraft und Magie des zeitgenössischen Kinos aus Italien.