Kino zum Wohlfühlen: Anna Gavaldas netter Roman in einer netten Inszenierung von Claude Berri.
Zu beneiden sind sie alle nicht und doch würde man am liebsten dazugehören, zum kuriosen Klub der vier: Camille, eine magersüchtige junge Frau ohne Geld, sie lebt in einem ungeheizten Dienstbotenzimmer und verdingt sich in einer Reinigungsfirma, obwohl ein fabelhaftes Talent zur Künstlerin in ihr schlummert. Philibert, stotternder Abkömmling einer strengkatholischen Adelsfamilie, der sich den Ambitionen seines Standes verweigert hat und sein Auskommen als Postkartenverkäufer finden muss, obwohl er eigentlich vom Theater träumt. Immerhin bewohnt er vorübergehend 300m2 im selben Pariser Altbau, in dem Camille unter dem Dach haust. Der missmutige Franck, ein begnadeter Koch, der, wenn er nicht gerade im Restaurant rackert, auf dem Motorrad zu seiner gebrechlichen Großmutter unterwegs ist, oder, wenn er schon mal abends zu Hause ist, mit Sicherheit die erstbeste Barbekanntschaft abgeschleppt hat. Francks weinerliche Großmutter, die nach ihrem Sturz nicht mehr ihr hübsches Häuschen samt umfangreicher Menagerie versorgen kann und im Heim darbt. Alle treten sie in den Kampf gegen ihre Einsamkeit und irgendwie fügt es sich, dass sie alle vier als sonderbare Wohngemeinschaft in Philiberts großzügigen Räumlichkeiten enden. Man hilft einander, vertraut einander oder stößt sich aneinander die Hörner ab. Am Ende wird alles gut.
Anna Gavalda hatte in ihrem gleichnamigen Roman einen liebenswerten Kosmos der Menschlichkeit geschaffen, eine bunte Gegenwelt der Freunde, die ohne Rücksicht auf Herkunft und Altersunterschiede das erfüllen, worin die traditionelle Familie versagt hat – eine heile unheile Welt, deren naiver Optimismus eine ansteckende Wohligkeit verströmt. Drehbuchautor und Regisseur Claude Berri stand vor der heiklen Aufgabe, die 600 Seiten des Erfolgsromans, der in seiner Spritzigkeit und Plastizität schon filmische Qualitäten in sich trägt, adäquat zu komprimieren. Mit Audrey Tautou (sie sprang spontan für Charlotte Gainsbourg ein, die verletzungsbedingt absagen musste), Guillaume Canet und Laurent Stocker hat Berri jedenfalls drei Sympathieträger gefunden, die etwas frischen Wind in sein laues Kino des Wohlbefindens bringen.