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A Killer Romance

Filmstart

A Killer Romance

| Pamela Jahn |
Unterhaltsamer Fake-Killer-Krimi mit viel Charme und Fantasie

Es gibt Dinge, die sind zu schön, um wahr zu sein. Andere sind zu verrückt. Die Vorstellung, dass Auftragskiller existieren, die für ein entsprechendes Entgelt ungenießbare Chefs oder lästige Exfrauen beseitigen, gehört vielleicht zu den absurdesten Ideen. Berufsmörder, die im Kino und Fernsehen ein lukratives Geschäft betreiben, sind in Wirklichkeit eine große, verführerische Illusion.

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Richard Linklater räumt in Hit Man mit diesem offenen Geheimnis nicht auf. Vielmehr macht er sich den Spaß am Schein zunutze – und legt noch eins drauf. Sein Film basiert lose auf der wahren Geschichte von Gary Johnson, einem College-Professor und Teilzeit-Undercover-Polizisten in Houston, Texas, von dem er 2001 aus einem Zeitungsartikel erfuhr. Skip Hollandsworth, der bereits die Vorlage für Linklaters Low-Budget-Komödie Bernie (2011) lieferte, hatte den Fall damals recherchiert. Das Drehbuch verfasste Linklater diesmal allerdings gemeinsam mit seinem Hauptdarsteller Glen Powell.

Wie der echte Gary ist auch Powell im Film auf den ersten Blick ein unscheinbarer Typ: Ein geschiedener Karohemd-Träger, der einen alten Honda Civic fährt und in New Orleans mit zwei Katzen zusammenlebt. Um sein Einkommen aufzubessern, unterstützt er die örtlichen Kriminalbeamten bei ihren Ermittlungen zunächst nur mit seinem technischen Know-how. Aber als Not am Mann ist, entpuppt er sich bald auch als hervorragender Lockvogel, wenn es darum geht, Menschen festzunageln, die andere Leute umbringen lassen wollen.

Das geht so lange gut, bis Gary bei einem seiner Einsätze als Pseudo-Auftragskiller auf Madison (Adria Arjona) trifft, die es auf ihren gewalttätigen Partner abgesehen hat. Hals über Kopf verliebt er sich in die attraktive Frau, will ihr helfen – und die Killer-Romanze nimmt ihren zunehmend gefährlichen Verlauf. Denn Powell und Linklater sind selbst so sehr in ihre Titelfigur vernarrt, dass sie Gary in ein amüsant riskantes Doppelspiel verwickeln, in dem er immer mehr ins Schleudern gerät.

Der ganze Film wandelt sich dabei so schnell, wie Gary seine Identitäten austauscht. Noir-Krimi, romantische Komödie, Action-Kino, Selbstfindungsdrama: Hit Man hat von allem zu bieten, eingewickelt in eine Extraportion Charme. Linklater verquickt die unterschiedlichsten Genres und Tonlagen auf so seltsame, ja eindeutig unentschiedene Weise, dass es am Ende trotzdem irgendwie einen Sinn ergibt. Einziger Wermutstropfen: Das allzu kitschig geratene Ende. Aber in der Fantasie ist bekanntlich alles erlaubt.