ray Filmmagazin » Horror » A Quiet Place

A Quiet Place

| Hans Langsteiner |

Sci-Fi-Horror für Klingeltonhasser

Werbung

Schon die Exposition ist ebenso wirkungsvoll wie simpel. Eine fünfköpfige Familie kommuniziert nur per Zeichensprache und vermeidet jedes laute Wort. Warum, wird nur zu bald klar, als der jüngste Sohn gegen das elterliche Verbot ein Modell-Flugzeug in Gang setzt. Kaum nimmt das batteriebetriebene Ding seinen piepsenden Betrieb auf, taucht wie aus dem Nichts ein riesiges spinnenähnliches Monster auf und tötet den Knaben in Sekundenschnelle. Folgt – ist es grimmiger Humor, ist es Zynismus? – der Titel-Credit: A quiet place.

Um Stille geht es hier in der Tat zuallererst, denn, so die Prämisse dieses effektiven kleinen Schockers, feindliche Aliens haben die Erde bevölkert. Sie sind blind, reagieren aber auf jedes laute menschliche Geräusch mit sofortiger Vernichtung. Was der bisher eher als Schauspieler in Erscheinung getretene John Krasinski (DetroitEin verlockendes Spiel) aus der leicht abstrusen Ausgangslage herausholt, ist durchaus beachtlich: einen Thriller, der die Bedrohungsszenarien der Kernfamilie, das Horror-Motiv schlechthin, in immer neuen Varianten durchzuspielen und dabei die Beschränktheit der Schauplätze und des Personals – insgesamt nur eine Handvoll Menschen – für sich zu nutzen versteht.

Dass man von den mörderischen Aggressoren – optisch eine Mischung aus den Creatures aus Alien und Starship Troopers – lange Zeit nur schemenhafte Momentaufnahmen zu sehen kriegt, trägt ebenso zum Aufbau des Spannungsbogens bei wie die gleichsam ins Akustische übertragene klaustrophobische Grundsituation. Da sich Dialoge hier naturgemäß weitgehend verbieten, kommen genuine filmische Qualitäten zum Tragen:

Die präzise geführte Kamera nützt die engen Schauplätze optimal, abrupte  Ton-Effekte sorgen gern für Schocks, und die Schauspieler beziehen Privates in authentisch nuancierte Porträts mit ein. Krasinski selbst spielt den opferbereiten Familienvater, die mit ihm verheiratete Emily Blunt seine Ehefrau, und die Darstellerin der tauben Tochter ist selbst gehörlos.

In Summe ergibt dies einen erfreulich unprätentiösen Horrorthriller, der nicht mehr sein will, als er ist, und der seine erfreulich kompakte Laufzeit von anderthalb Stunden effektvoll zu füllen weiß. Seit dem unterschätzten 10 Cloverfield Lane wurde nägelbeißende Hochspannung nicht mehr so ökonomisch erzeugt.

 

bannerKinoprogramm