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A Quiet Place 2

Filmkritik

A Quiet Place 2

| Oliver Stangl |
Die Aliens dulden noch immer keine lauten Anrainer.

Dass der US-Horrorfilm A Quiet Place vor drei Jahren ein großer Erfolg bei Publikum und Kritik war, lag nicht zuletzt am originellen Konzept: Eine Familie muss in totaler Stille überleben, denn das geringste Geräusch lockt ebenso geräuschempfindliche wie mörderische Aliens an, die bereits große Teile der Bevölkerung ausgerottet haben. Zwar durfte man nicht jeden Logikaspekt des Films einer gründlichen Prüfung unterziehen, doch Regisseur, Hauptdarsteller und Ko-Drehbuchautor John Krasinski gelangen einige verdammt spannende Szenen. Neben dem Einsatz von Gebärdensprache – die Tochter ist taub – wirkte auch die Dynamik innerhalb der Familie authentisch, was vielleicht daran liegt, dass Krasinski und Hauptdarstellerin Emily Blunt auch im echten Leben verheiratet und zweifache Eltern sind.

Eigentlich könnte das schon die Geschichte einer schönen kleinen Genrevariation gewesen sein, aber Hollywood ist halt Hollywood. Wo einmal die Kasse klingelte, wittert man gleich ein Franchise, zumal der erste Teil auch recht kostengünstig zu produzieren war. Und so steht nun Teil zwei ins Haus. Die Mutter und die Kinder, die am Ende des ersten Teils ein Mittel gefunden haben, die Aliens akustisch zu quälen, machen sich auf in die Welt, um nach anderen Überlebenden zu suchen. Unterwegs treffen sie auf einen früheren Bekannten (Cillian Murphy), der zunächst – im wahrsten Sinn – nur seine Ruhe will, und hören im Radio ein Lied, das möglicherweise Hinweise auf andere Überlebende gibt. Wird die Menschlichkeit über den Egoismus triumphieren? Können die Aliens besiegt werden?

Vorweg: Auch hier sind wieder spannende Szenen dabei, doch der Fortsetzung mangelt es sowohl durch die fehlende Vaterfigur als auch durch die Aufsplittung der Charaktere (ein Horror-Motiv, das offenbar nicht auszurotten ist) am humanen Faktor, an überzeugender Interaktion und an zwischenmenschlicher Chemie. Entstand der Thrill im ersten Teil durch die schiere Herausforderung, den Alltag lautlos zu meistern, müssen die Menschen diesmal drehbuchbedingt oft bewusst dumme Handlungen setzen, damit Spannung entsteht. Wenig originell ist auch eine Mini-Episode mit einer dieser skrupellosen Banden, die in fast jedem Endzeitfilm auftaucht.

Gelungen ist dagegen, dass der Film auf den Beginn der Invasion eingeht – in diesem kurzen Abschnitt finden sich die besten Szenen des Films. War of the Worlds trifft hier auf Aliens und ein bisschen Children of Men. Horrorfans, für die menschliche Aspekte vernachlässigbar sind, könnten mit den Spannungsszenen in A Quiet Place: Part II zufrieden sein. Für sie wird es wohl auch Nachschub geben, denn am Ende scheint alles auf einen dritten Teil hinzudeuten.