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Adams Äpfel

| Ernst Pohn |

Der Straftäter Adam sieht sich während seiner Resozialisierung mit der hartnäckigen Gutmenschlichkeit eines Dorfpfarrers konfrontiert.

Einfach zu viel des Guten an Gutgläubigkeit besitzt Ivan, der Dorfpfarrer, der im dänischen Nirgendwo ehemalige Straftäter auf den richtigen Weg führen will. Sein unerschütterlicher Glaube kennt schier keine Grenzen und auch nach schlimmen Schicksalsschlägen wähnt er beharrlich Gott auf seiner Seite. Mit dieser Einstellung kann der gewalttätige Neo-Nazi Adam nichts anfangen. Misstrauisch versucht er hinter das Motiv für Ivans Schönfärberei zu kommen und entdeckt bald, dass es sich um schlichte Realitätsverweigerung handelt.

Regisseur Anders Thomas Jensen nahm für die Geschichte von Ivan und Adam Anleihen aus der Bibel. Das Buch Hiob erzählt von jenem gottesfürchtigen Mann, der alle Heimsuchungen ohne Klagen hinnimmt und dabei seinen Glauben an Gott nie verliert, selbst dann nicht, als seine Kinder und sein Vieh getötet werden. Diese biblische Parabel steckt Andersen in das Gewand einer tiefschwarzen Komödie mit reichlich absurden Begebenheiten und schrägen Charakteren. Dazu gehören auch die Kollegen Adams, ebenfalls zur Resozialisierung vorgesehen, der fettleibige Vergewaltiger Gunnar sowie der arabische Tankstellenräuber Khalid. Die dänische Dorfpfarre taucht Andersen mit seiner Bildsprache in eine künstlich wirkende Fantasy-Umgebung mit reichlich aufgeladener Symbolik, wozu auch ein für den Filmtitel relevanter Apfelbaum zählt. Kein Sozialrealismus also, den Andersen inszeniert, sondern eine dem gleichnishaften Inhalt gut angepasste Realitätsferne. Der Spagat, der allerdings nötig ist, um eine alttestamentarische Parabel und eine schwarze Komödie in ein homogenes filmisches Ganzes zu bringen, erweist sich als zu groß. Die Übertragung der Bibelgeschichte in eine bitterböse Komödie ist mehr ein unangemessener Fehlgriff als ein Geniestreich. So bleiben etwa die Charaktere in Relation zur gewichtigen Aussage reichlich oberflächlich. Auch wenn sie bloß als symbolische Gestalten des personifizierten Guten beziehungsweise Bösen herhalten, vermisst man doch ein gewisses Eigenleben. Der Humor ist nicht gerade feinsinnig, dafür sehr sarkastisch, gewaltlastig und nur echten Liebhabern schwarzen Humors empfohlen. Die dänischen Kirchenvertreter hat dies offenbar nicht gestört, ganz im Gegenteil. Sie zeichneten den Film mit dem Kulturpreis der dänischen Pastoren aus – mit dem nach dem Erzengel benannten „Gabriel“.