Danièle Thompson erzählt in ihrer neuen Komödie nicht ganz unfallfrei vom Lieben und Essen in Paris.
So wirklich hingehen mag keiner, zu MLs und Piotrs traditioneller Dinner-Party. Nicht nur wegen des polnischen Eintopfs, der einem angeblich drei Tage lang aufstößt. Wer mag schon diese stundenlange hohle Zurschaustellung des eigenen Lebenserfolgs vor lauter Unbekannten? Die Motive, weshalb es ML, der gefürchteten Scheidungsanwältin, und Piotr, ihrem arbeitslosen Sorgenkind und Ehemann, dennoch gelingt, elf Gäste rund um den Tisch ihrer renovierten Küche zu vereinen, sind höchst verschieden. Was sie alle vereint, ob überarbeitete Ärzte oder Anwälte, mehr oder weniger verwirklichte Künstlerseelen, fremd gehende oder betrogene Ehepartner – sie alle sind auf direktem Kurs in die Midlife-Crisis und liefern in Danièle Thompsons Le code à changé (was übersetzt so viel heißt wie „Der Code hat sich geändert“) den Stoff für eine reichlich milde Mischung aus Karikatur und Lebensmoral.
Die Regisseurin setzt in ihrer vierten Regiearbeit auf bewährte Rezepte und das mit gutem Grund. Danièle Thompson ist im Genre der populären Komödie groß geworden. In die Schule ging sie bei ihrem Vater Gérard Oury, dem Großmeister des französischen Unterhaltungskinos, dessen Publikumserfolg La Grande Vadrouille (Die große Sause, 1966) erst im Vorjahr durch Bienvenue chez les Ch’tis an Frankreichs Kinokassen überboten wurde. Thompson arbeitet seither an zahlreichen Drehbüchern, darunter La Boum oder Die Bartholomäusnacht, als Koautorin mit. Vor zehn Jahren beschloss sie, selbst Regie zu führen, nicht ohne zuvor, auch dies gemäß der Familientradition, gemeinsam mit ihrem Sohn Christopher an den Drehbüchern zu feilen.
Ein perfekter Platz (2006) erreichte nicht weniger als zwei Millionen Zuschauer allein in Frankreich. Mit Le code à changé bleibt die Filmemacherin jedoch hinter ihrem letzten geglückten Wurf zurück, auch wenn sie an ihrer Stärke festhält – einen Ensemblefilm mit unzähligen Figuren zu konzipieren und herausragende Schauspieler an einem Tisch zu vereinen. Die Atmosphäre der Fête de la Musique, die am 21. Juni Frankreichs Straßen in eine multikulturelle Stimmungswolke hüllt , liefert einen auf die Handlung letztlich kaum wirksamen Rahmen, der sich mit Lebensbildern aus recht einfachen Schablonen füllt. Dabei geht jedoch verloren, was offensichtlcih als liebevoller Blick auf das Leben in seiner unwägbaren Mitte gedacht war.