François Ozon beschäftigt sich mit dem schwierigen Thema Sterbehilfe.
Leben und leben lassen, heißt es immer. Aber beim Sterben herrschen andere Regeln. Das bekommt auch der ehemalige Unternehmer André (André Dussollier) zu spüren, als er nach einem Schlaganfall nicht mehr weitermachen will. Für ihn kommt es gar nicht in Frage, plötzlich auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein. Er will nicht enden wie seine verbitterte Ex-Frau (Charlotte Rampling), die einst eine angesehene Bildhauerin war und jetzt im Alter nur noch mühsam am Stock geht und in ihrem Atelier einsam auf ihre Skulpturen schaut. Also bittet der wohlhabende „Mistkerl“, wie Emmanuèle (Sophie Marceau) den Vater liebevoll gegenüber ihrer Schwester Pascale bezeichnet, ausgerechnet sie, die jüngere Tochter, darum, die nötigen Vorkehrungen zu treffen, um seinem gebrechlichen Dasein frühzeitig ein Ende zu bereiten.
Widerwillig recherchiert die Schriftstellerin, denn sie weiß, sie hat keine Wahl. Ihr Vater ist hart und so hartnäckig wie eh und je. Schließlich entscheiden sich die beiden Töchter, die Mitarbeiterin einer Schweizer Sterbeklinik zu treffen, die alles Weitere regeln soll. Aber die Sache ist kompliziert. Denn Andrés gesundheitlicher Zustand bessert sich, nur seinen Entschluss ändert das nicht.
21 Spielfilme hat François Ozon seit seinem Regiedebüt Sitcom (1998) mittlerweile gedreht. Seit jüngstes Werk, Peter von Kant (2022), eröffnete im Februar die Berlinale. Es ist schon erstaunlich, mit welcher Präzision, Selbstsicherheit und Hingabe der Franzose trotz der enormen Produktionsdichte bei jedem Film gleichermaßen ans Werk geht. Unsentimental und wertfrei, aber nicht ohne Gefühl nimmt er sich in Tout s’est bien passé dem schwierigen Thema der Sterbehilfe an. Ein anderer Regisseur hätte aus der autobiografischen Romanvorlage von Emmanuèle Bernheim vielleicht ein beklemmendes Rührstück gemacht. Ozon setzt dagegen auf sensible Nüchternheit und einen warmen Humor. Mit dieser Kombination, die vor allem Dussollier und Marceau eindrücklich vor der Kamera zum Ausdruck bringen, gelingt es ihm, zum Nachdenken anzuregen, ohne anmaßend oder pathetisch zu wirken. Wer darf sterben – und wer nicht? Wer entscheidet darüber? Und wer kann es sich überhaupt leisten? Es sind Gedanken wie diese, die sein auf eine leise, beeindruckende Art und Weise bewegendes Drama umkreisen. Selbst André ist überrascht, dass er für seinen Tod 10.000 Euro zahlen soll. „Wie machen das arme Leute?“, fragt er Emmanuèle verblüfft. Ihre Antwort: „Sie warten, bis ihre Zeit gekommen ist.“