Beseelte schwarze Komödie und groteskes Passionsspiel
Vater James Lavelle sitzt im dunklen Schatten eines Beichtstuhls und hört das Geständnis eines unsichtbaren Gemeindemitglieds auf der anderen Seite des Gitters. Der Mann erzählt ihm, dass er in seiner Kindheit von einem katholischen Priester missbraucht wurde. „I first tasted semen when I was seven years old.“ Er erzählt weiter, dass der Schaden irreparabel sei und er deshalb beschlossen habe, sich zu rächen. Weil sein Peiniger bereits tot ist, werde er einen Priester ermorden, aber keinen schlechten Priester – das wäre zu einfach – sondern einen guten. Kurzum, er werde Vater Lavelle töten, in einer Woche; am Sonntag; am Strand. „Well, that’s certainly a startling opening line“, erwidert der Geistliche, ein gutmütiger Mann und trockener Alkoholiker, der sich um die Seelen einer dysfunktionalen Herde von Kleinstadt-Exzentrikern im Norden Irlands kümmert. In einem gefallenen Winkel der Welt, wo der grobe Atlantik an den schweren Steinmassen der Küste abprallt.
Das Setup der zweiten Regiearbeit von John Michael McDonagh, der auch das Drehbuch schrieb, ist nach eigenen Angaben Bressons Tagebuch eines Landpfarrers (1951) „mit Gags“, hat aber auch den Hauch eines Krimis wie ihn Agatha Christie kultivierte. Wer ist der Mörder? Ist es der Fleischhauer (Chris O’Dowd), der mit dem Geliebten seiner Ehefrau Veronica (Orla O’Rourke) Schach spielt? Der Stricher (Owen Sharpe)? Der wohlhabende Verschwender (Dylan Moran) oder der atheistische Doktor (Aidan Gillen)? Der Täter könnte ebenso gut der alte Amerikaner (M. Emmet Walsh) sein, der seinen Tod mit einer Pistole beschleunigen will. Lavelle glaubt, die Identität seines Mörders in spe zu kennen, wir tun dies aber nicht.
Selbst unschuldig, ist er aufgefordert, für die Sünden seiner Institution zu büßen (der Originaltitel bezieht sich immerhin auf den Hügel auf dem Jesus gekreuzigt wurde), doch die eigentliche Frage ist doch, ob wir jemals ganz unschuldig an den Sünden anderer sind. Die Dorfbewohner – ein feines englisch-irisches Ensemble – verkörpern archetypische Bühnenrollen in einem bizarren Passionsspiel vor einer Kulisse malerischer Bildkompositionen und stilistischer Bravour. Brandon Gleeson, der jeden Film durch seine Präsenz bereichert und erdet, verleiht seiner Figur eine kraftvolle Eindringlichkeit und beneidenswerte Demut. McDonagh, der ein Talent für sarkastische Humoresken mit seinem besser bekannten Bruder Martin – Regisseur von In Bruges – teilt, macht der Familie alle Ehre.