Agenten leben einsam.
Mike Howells Leben verläuft nicht gerade vielversprechend. Er wohnt in Liman, einem trostlosen Kaff in West Virginia, aus dem sich der amerikanische Traum längst verabschiedet hat. Weil Mike jedoch bei Reisen von Panikattacken befallen wird, ist es ihm nicht möglich, die Stadtgrenze hinter sich zu lassen. Also fristet er ein ereignisloses Dasein als Verkäufer im lokalen Supermarkt und vertreibt sich die Zeit mit dem häufigen Konsum von Marihuana. Einziger Lichtblick in seinem Dasein ist seine Freundin Phoebe, eine ebenso smarte wie aparte junge Dame, die so gar nicht zu dem dauerbekifften Slacker zu passen scheint. Doch mit der Langeweile ist es eines Abends vorbei, dringen doch zwei ihm völlig unbekannte Männer in den Supermarkt ein und versuchen Mike zu töten.
Niemand ist überraschter als er selbst, dass er die beiden Killer reaktionsschnell ums Leben bringen kann. Doch damit hat die Jagd auf den ahnungslosen Mike erst begonnen – er ist nämlich Teil eines geheimen CIA-Projekts für Agenten mit ausgeprägten Fähigkeiten. Mike ahnt nichts von seinem Doppelleben, als „Schläfer“ wird er erst durch Codewörter zu einer Kampfmaschine aktiviert. Weil die CIA jedoch mittlerweile ein anderes Programm forciert, hat dessen Leiter beschlossen, alle Spuren des vorherigen, zu dem eben auch Mike gehört, auszumerzen. Doch weil innerhalb von Geheimdiensten verschiedene Fraktionen agieren, die unterschiedliche Ziele verfolgen, möchte Agentin Victoria Lasseter Mike retten. Sie aktiviert den Schläfer, und Liman verwandelt sich in ein Schlachtfeld.
Das Motiv des Schläfers ist im einschlägigen Genre ein altbekanntes, doch in American Ultra wird es auf fulminante Weise wiederaufbereitet. Im Stil eines Comicbooks entfacht die Inszenierung eine aberwitzige Raserei, die es geschickt versteht, die Balance zwischen blutrot gefärbter Action und hohnlachendem Sarkasmus von der bitterbösen Sorte, mit dem exzessive Gewalt überhöht und damit zur Genrereflexion gebogen wird, zu halten. Getragen wird das von einem sorgfältig gecasteten Ensemble, aus dem Jesse Eisenberg und Kristen Stewart als eine Art postmoderner Variante von Bonnie & Clyde hervorstechen. Doch ungeachtet des konsequent hochgehaltenen Erzähltempos ist latent spürbar, dass sich im Fall von American Ultra das tief sitzende Misstrauen, das mit „Patriot Act“ und NSA-Umtrieben gegenüber staatlicher Allmacht und deren Missbrauch wesentliche Teile der US-amerikanischen Gesellschaft erfasst hat, auch Platz inmitten der Populärkultur gebahnt hat. Dem demokratischen Selbstreinigungsprozess kann das nur gut tun.