Glanzlose Gesellschaftsstudie nach Philip Roth
Die gewollte Ironie des Titels wirkte schon in der Pulitzerpreis-gekrönten Romanvorlage von Philip Roth etwas vordergründig. „American Pastoral“, so das Original, schildert natürlich kein Amerikanisches Idyll, sondern dessen Zerbrechen in den sechziger Jahren.
Dabei beginnt alles so viel versprechend. Der junge Seymour Levov, genannt „der Schwede“, ist das Sportidol seiner Highschool. Sein Glück scheint vollkommen, als er die Handschuhfabrik seines Vaters übernimmt und eine ehemalige Schönheitskönigin heiratet. Erste Risse bekommt die Idylle, als die Tochter mit einem Sprachfehler behaftet ist und bald gegen ihren Vater rebelliert. In den unruhigen Jahren des Vietnamkriegs eskaliert die Situation. Eine Bombe geht hoch und die junge Frau verschwindet …
Es scheint beinahe schon überdeutlich, worauf Philip Roths 1997 veröffentlichtes Buch abzielt: Erst bröckelt der Zusammenhalt der Familie, dann jener der Gesellschaft. Amerika hat spätestens in Vietnam seine Unschuld für immer verloren. Mit der Verfilmung dieses Textes legt der schottische Schauspieler Ewan McGregor sein Regiedebüt vor und demonstriert damit, dass Inszenierungs-Neulinge im Grunde nur zwei Fehler machen können: entweder ihren Erstling mit Einfällen zu überfrachten oder aber überängstlich jeden Fehler vermeiden zu wollen. Wiewohl kein völliger Fehlschlag, zeigt American Pastoral dennoch, dass McGregor in die letztere Falle getappt ist. Seine Inszenierung buchstabiert sich brav an der Vorlage entlang und riskiert formal zu wenig.
Die Idylle der fünfziger Jahre: Blank polierte Breitwandbilder, durch die nicht minder blank polierte Oldtimer gleiten, während die Tonspur von unschuldigen Schlagern bespielt wird. Die unruhigen Sechziger: Wackelige Handkamera und schräg gestellte Perspektiven, dumpfe Detonationen und Aufruhr auf den Straßen (Zitat: „It’s not a riot, it’s a revolution!“). Nicht unproblematisch scheint auch, dass sich McGregor in der Hauptrolle selbst besetzt hat. Für das jugendliche Sportidol ist er zu alt, für den besorgten Familienvater zu glatt und smart. Rollendeckender die Frauenpartien: Jennifer Connelly gibt eine angemessen bemühte Ehefrau, Dakota Fanning ist zwar nicht die übergewichtige Tochter des Romans, verleiht dem Protest der 68er-Generation aber Züge tragischen Verfalls. Viel zu kurz im Bild: der wie immer brillante David Strathairn als abgeklärter Erzähler. Wirklich retten kann auch er diese doch reichlich glanzlose Gesellschaftsstudie nicht.