Die Welt des Whiskys ist, von außen gesehen, wirklich komisch. Wie die Kenner beim Verkosten dahinschmelzen vor Genuss! Wie sie beim sogenannten „Nosing“ Aromen von Meeresbrise und Torf, einen Hauch von Lederpolitur oder Omas Weihnachtskuchen erhaschen! Dass für ein seltenes Fass weit über eine Million Pfund ausgegeben wird, ist da nicht verwunderlich. Diese Welt, in der das geerdet Sinnliche mit dem elitär Snob-istischen eine singuläre Verbindung eingeht, kombiniert Ken Loach mit seinem genauen Blick auf die sozialen Umstände, mit einer Geschichte über die, die keine Chance haben, aber sie nutzen.
Robbie ist ein aggressiver Gewalttäter, und nur, dass er Vater wird, bewahrt ihn vor dem Gefängnis. Mo ist Kleptomanin, Rhino schändet alkoholisiert Denkmäler, und Albert ist buchstäblich dümmer, als die Polizei erlaubt. Sie alle müssen Sozialstunden ableisten – das ist keine Chance auf ein besseres Leben, eröffnet aber immerhin neue Perspektiven. Zumal, wenn man einen gutmütigen, gemütlichen Sozialarbeiter hat, der einen in die Welt des Whiskys einführt.
Loach durchmisst seismographisch die unteren Gesellschaftsklassen, auch in diesem Film gibt es drastische Schilderungen des Lebens in den Problemvierteln von Glasgow, in denen Gewalt und die Gesetze der Straße gelten; für Authentizität sorgen Improvisation und die Besetzung der Hauptrollen mit Laien aus dem Milieu. Der eigenen Vergangenheit kann hier kaum einer entkommen, Robbie muss das erfahren, wenn die feindseligen Familienmitglieder seiner Freundin ihn bedrohen und brutal zusammenschlagen – so wie er früher wahllos Hilflose geprügelt hat. Doch stets ist dies eine Komödie, eine warmherzige, ja märchenhafte noch dazu. Unser Herz hängt an Robbie; unser Zwerchfell aber vornehmlich am ausnehmend blöden Albert, dem die köstliche erste Szene des Films gilt.
Mit ihm im Schlepptau machen sich die Kleinkriminellen auf zum großen Coup, die Sozialkomödie entwickelt sich zum Heist-Movie in den schottischen Highlands, komplett mit Kilts und allen damit einhergehenden Unannehmlichkeiten: Ein ausgeklügelter Raubzug in einer Destillerie steht an, um das wertvollste Whiskyfass der Welt zu stehlen. Damit sollen sich alle Probleme in Luft auflösen, so, wie sich bei der Reifung des Whiskys jährlich ein, zwei Prozent aus dem Fass verflüchtigen, als sogenannter „Angels’ Share“. Und tatsächlich: Manchmal geben einem die Engel für diesen ihren Anteil am hochprozentigen Lebenswasser auch etwas zurück.