Michael Glawoggers unvollendendes Projekt "Film ohne Namen" hat seine Editorin Monika Willi zu einem eigenständigen Bildreisegedicht elaboriert. Mit "Untitled" wird nun einer der besten Filme der Berlinale die Diagonale eröffnen. Monika Willi und Produzent Tommy Pridnig im Gespräch.
Wie sehr geht euch Michael Glawogger ab?
Pridnig: Jetzt, kurz vor der Veröffentlichung dieses Projektes, merke ich, dass die Arbeit daran auch eine Art Luft anhalten während der Verarbeitung seines Todes war. Ich habe das Gefühl, ein nächster Schritt wird gemacht, wenn die Arbeit an diesem Film vorbei ist. Dass etwas Neues losgeht, das bisher noch nicht stattgefunden hat. Zum einen ist alles, was wir hier gemacht haben, untrennbar mit der Arbeit von Michael und mit seinem plötzlichen Tod verbunden, aber darüber hinaus stand für mich und sicher auch für Monika eine Freundschaft.
Willi: Für mich ist es eine tägliche Auseinandersetzung. Manchmal glaubt man, man wäre mit der größten Trauerarbeit durch und dann sitze ich neulich in Kopenhagen vor 150 jungen dänischen Studenten, beginne über Glawogger und Untitled zu sprechen und der Heulanfall, den ich vorher ganz sicher ausschließen konnte, kommt dann doch. Ich habe mich vielleicht mehr noch als manch andere mit Michaels Tod auseinandergesetzt, weil ich ihn durch die Arbeit jeden Tag gesehen und gehört habe, weil ich ja mit seinem Filmmaterial und seinen Texten gearbeitet habe.
War der Film wichtig, um abschließen zu können?
Willi: Abschließen ist vielleicht nicht das passende Wort. Ich glaube nicht daran, dass menschliche Beziehungen auf- und abgeschlossen werden können. Aber das ist eine grundsätzliche Lebenseinstellung, ich persönlich habe meine Probleme mit dem Zugang: „Das hab ich jetzt gemacht, jetzt ist es abgeschlossen und nun gehe ich zum nächsten über“. Ich weiß, manche können das, ich weiß, dass ich es nicht kann, daher versuche ich es gar nicht. Aber jeder geht eben ganz anders mit dem Ende einer Beziehung um, sei es eine Liebesbeziehung oder eben der Tod eines wichtigen Menschen.
Es geht hier um eine Arbeit, die in Glawoggers Sinn, aber eben eigenständig fertig gestellt wurde. Da fallen einem Begriffe ein wie Verantwortung, aber auch Druck, den man sich selbst macht. Wie seid ihr damit umgegangen?
Pridnig: Ich glaube, das ist in verschiedenen Phasen des Projekts unterschiedlich zu beurteilen. Wie Monika gesagt sagt, ist es ein Unterschied, ob man das Material jeden Tag sieht und bearbeitet und versucht, daraus einen Film zu machen. Als wir nach seinem Tod das Material zur Sicherung bekommen haben, haben wir alle Möglichkeiten durchgespielt und überlegt, wem man diesen Film anvertrauen kann.
Aber es war gleich die Gewissheit da, dass man auf jeden Fall etwas daraus machen muss?
Pridnig: Das war sonnenklar, aber eben auch überlagert von äußeren Einflüssen, die auf einen einprasseln. Es war für uns auch die Frage, wie geht man damit um, wenn ein so klar definierter Autoren-Regisseur stirbt, ganz unabhängig von der persönlichen Seite. Wir hatten eine große Verantwortung und haben natürlich alle Namen und Optionen durchgespielt, aber heute muss ich sagen: Genauso wie wir sicher waren, dass wir einen Film daraus machen möchten, waren wir sicher, dass es die Monika machen soll. Und wie man jetzt im Nachhinein sieht, ist die erste Entscheidung oft die beste.
Willi: Sie haben mir vertraut, wofür ich unendlich dankbar bin. Das lag ja nicht auf der Hand, dass ich das darf. Ich habe am Anfang auch sehr trotzig gesagt, ich mache es allein oder es muss jemand anderer machen. Ich konnte mir nicht vorstellen, an seiner Stelle jemand anderen neben mir sitzen zu haben. Es ist eine riesige Verantwortung und es dauert einige Zeit, bis man diese Gedankenspirale aus dem Kopf kriegt, sich ständig zu fragen, wie Michael es gemacht hätte. Dabei macht man sich selbst nur krank, man kann nicht mit dem Kopf eines anderen Menschen denken. Michaels Kindertraum war, dass es irgendwo einen Ort gibt, an dem man sich vor allem verstecken könnte. Mein Kindertraum ist, die Welt einmal, wenn auch nur für kurze Zeit, mit den Augen eines anderen Menschen zu sehen, die Welt in einem anderen Körper wahrzunehmen. Das ist leider unmöglich, vielleicht erlaubt es irgendwann die Technik.
Wie viel Material war da?
Willi: Es waren knapp über 70 Stunden. Die Frage war, wie man einen Film daraus macht, der nicht nur als Memorial für seine vielen Freunde funktioniert, sondern als eigenständiges Werk verstanden wird. Die Prämisse war ja, dass es keine Prämisse gibt. Und nun kam die Unlogik dazu, dass wir hier am Balkan und in Nordwest- und West-Afrika sind, aber wenn man von einem Blick auf die Welt oder in die Welt spricht, warum kommen dann China und Russland usw. nicht vor?
Pridnig: Michaels Filme sind immer erst am Schnittplatz zu einem konkreten Werk geworden. Das gilt noch mehr für diesen, der jetzt ein Monika-Willi-Film ist: Es war sein Plan, den Film zu erarbeiten, wenn alles eingeloggt ist. Davor war es eine Idee. Das unterscheidet sich natürlich stark von dem, was wir normalerweise machen, wir schreiben die Dinge sehr detailliert nieder. Die Flexibilität ist beim Film eigentlich ein schwer erkaufter Luxus. Michael hat mit seiner Idee all das umgedreht. Das Projekt war und ist etwas ganz Besonderes und ob es so etwas in der Form noch einmal geben wird, weiß ich nicht.
Ich habe damals den Blog zu seiner Reise verfolgt und war sehr gespannt auf den Film, was seinen plötzlichen Tod noch schmerzhafter gemacht hat. Eure Umsetzung des Materials finde ich sehr ansprechend. Gab es vorab einen konkreten Plan zu den Texten, die zu den Bildern gesprochen werden?
Willi: Michael wollte keine Talking Heads und Interviews. Er wollte Filmtexte schreiben, uns diese während der Reise schicken, damit wir auswählen, aufnehmen und zurücksenden konnten. Aber reisen, Ausschau halten, filmen, bloggen, Texte gestalten, das war einfach zu viel. Die Texte, die jetzt im Film sind, wurden von Michael nicht explizit für den Film geschrieben, deshalb waren sie anfangs auch nicht wirklich ein Thema. Wir haben in der Weltliteratur unter seinen Lieblingsautoren gesucht, aber dann festgestellt, dass seine eigenen Texte einfach so gut und für den Film so stimmig sind. In Zusammenarbeit mit Andrea Glawogger, die immer schon seine Texte redigiert hat, entstanden diese kleinen poetischen Textpassagen, Auszüge aus den Texten, die er während der Reise geschrieben hatte.
Gab es wertvolle Anregungen von außen?
Willi: Es gab viele Vorschläge, was man mit dem Material machen könnte. Sehr schön fand ich ein Telefonat mit Ulrich Seidl, der mich in dem Vorhaben bestärkt hat, einen Film aus dem vorhandenen Material zu realisieren. Ulrich meinte auch, Michael war immer freizügiger, was den Umgang mit seinem Material betrifft, als er selbst. Aber natürlich wusste Michael immer, dass er die Letztentscheidungen treffen würde – so konnte er neugierig und offen sein. Er war in vielerlei Hinsicht ein großzügiger Mensch.
So haben wir vom „ray“ ihn auch erlebt, als großzügigen und sehr hilfsbereiten Menschen. Es gab übrigens einige, die im Zusammenhang mit seinem Tod von einer gewissen Schicksalhaftigkeit gesprochen haben. Was meint ihr dazu?
Willi: Ich glaube, wenn man will, kann man für jeden Tod im Nachhinein Anzeichen finden, um besser mit dem Unfassbaren fertig zu werden. Ich persönlich verwehre mich dagegen. Michael hatte einfach zu viel am Laufen, große Lebenspläne und zu viel Freude an dem Projekt. Er ist sicher nicht ausgezogen, um in Sierra Leone von der Mücke gestochen zu werden.
Pridnig: Schicksalhaft klingt so bestimmt und unabwendbar. Wahrscheinlich weil er in Liberia gestorben ist. Michael war einer der neugierigsten Menschen, die ich gekannt habe. Vieles, was ihn angetrieben und inspiriert hat, war jenseits von Grenzen, die es für ihn eigentlich gar nicht gegeben hat. Er hatte einen wilden und grenzenlosen Lebensansatz, den er auch ausgelebt hat.
Willi: Ja, aber wenn er mit dir gesprochen oder gearbeitet hat, war er immer da, gegenwärtig, präsent. Seine Freundschaft war innig und nicht so nebenbei. Er mochte die Menschen und er hatte sehr viele Freunde, viele davon auch in Österreich. Er war eben in der Welt zuhause.
Monika, wie lange bist du jetzt insgesamt an diesem Film gesessen?
Willi: Das ist schwer zu sagen. Natürlich bin ich nicht durchgängig an dem Material gesessen. Es gab Gedenkveranstaltungen, erste Präsentationen, Einreichungen, durch die sich der Status des Projekts verändert hat. Dafür gab es immer wieder kleinere Dinge zu tun wie z.B. Stills herauszusuchen und kleinere Sequenzen zu schneiden. Die wirklich intensiven Schnittarbeiten haben dann im Oktober 2015 begonnen, als das Projekt bei den Förderstellen durch war. Eine halbwegs fertige Fassung gab es im Sommer 2016. Dann gab es bei mir eine Pause, da ich den Haneke-Film Happy End geschnitten habe und ab Dezember 2016 ging es dann mit Hochdruck weiter.
Warum hat sich die Förderung so gezogen?
Pridnig: Erstens war der Prozess der Vertragsauflösung umständlich. Wir hatten einen klassischen Versicherungsfall, bei dem es um viel Geld ging. Es gab Verträge mit vielen internationalen Institutionen und Sendern, welche die Garantie eines fertigen Films im Sinne des Konzepts inkludierten. Durch Michaels Ableben war das nicht mehr gegeben, deshalb mussten wir die Verträge auflösen. Bis zur Neuorientierung hat es dann ein bisschen gedauert. Wir haben also alle Förderungen wieder zurückgezahlt, damit wir auf null stehen und sind dann mit dem Filmmaterial in die neue Einreichung gegangen. Das war natürlich für alle Beteiligten etwas ganz Neues und da vergeht natürlich viel Zeit. Alle beteiligten Institutionen und Sender sind zu dieser Zeit partnerschaftlich hinter uns gestanden.
Wie kann man sich die intensive Schlussphase der Produktion vorstellen?
Willi: Das Arbeiten mit so starkem Material ist ja nach wie vor eine sehr spannende, freudvolle Arbeit. Was anstrengend daran war, sind die vielen Befindlichkeiten, mit denen man sich gerade bei so einem Projekt auseinandersetzen muss. Man sitzt ja nicht in seinem Kabäuschen und macht sein Ding, sondern ist im Austausch mit vielen Menschen, die Michael alle gekannt, geschätzt, geliebt haben. Manchmal entstand ein Gefühl, das ich von Klassentreffen kenne: Es fühlt sich alles an wie früher, weil in den Jahren nichts zwischenmenschlich Konkretes passiert ist. Ähnlich scheint mir manchmal die Aufarbeitung des Todes eines Menschen: Wenn man sich mit der Trauer nicht intensiv auseinander setzt, steht man in der Konfrontation mit dem Tod immer wieder am Anfang. Zu jedem konkreten Anlass geht es von vorn los: schauen, weinen, saufen gehen, weinen, erklären, wie es ist. Aber Beziehungen mit ihm waren eben sehr intensiv und ich kann ihn einfach nicht ersetzen, schon gar nicht in der Art, wie ich mit den Menschen umgehe, die auch mit ihm gearbeitet haben. Das ist sehr schmerzhaft, denn diese Menschen wollen, dass es so wie früher ist. Sie wollen wissen, wie Michael es gemacht oder gesehen hätte, und ich verstehe das ja auch. Untitled, das muss an dieser Stelle gesagt werden, ist kein Film über den Tod von Michael Glawogger.
Eine Frage, die sicher auch aufgekommen ist: Hätte Glawogger den Sound des Films so gemacht?
Willi: Ja, das wird sicher noch öfter gefragt werden. Am Anfang war die Idee, einen Film ganz ohne Musik und mit nur einer fetten Schlussnummer zu machen. Manchmal denke ich, das wäre eine Beruhigung des Schmerzes gewesen, dass es „Salt of the Earth“ von den Stones nicht in die Schlusssequenz von Working Man‘s Death geschafft hatte. Nach der Zusammenarbeit mit dem Komponisten Wolfgang Mitterer für Michaels Episode der Kathedralen der Kultur hat er sich Mitterer auch für Untitled als Filmkomponist gewünscht. Ich hatte Mitterer Januar 2014 im Wiener Konzerthaus gesehen bei der Live-Vertonung von Dziga Vertovs Der Mann mit der Kamera und habe dann mit Michael telefoniert, der zu dem Zeitpunkt gerade in Marokko war. Ich fand Mitterers Performance ganz toll und Michael meinte: „Das machen wir! Bei der Premiere des Films gibt es eine Live-Performance von Mitterer.“ Also eigentlich hätte es eine Art Filmoper werden sollen. Jedenfalls hat Mitterer bereits komponiert, als Michael noch gelebt hat.
Pridnig: Wir haben ja schon früher festgehalten, dass das kein Film werden konnte, wie ihn sich Michael wahrscheinlich vorgestellt hätte. Es ist ein Michael-Glawogger-Film wie er ein Monika-Willi-Film ist, er ist bereichert durch das, was Mona gemacht hat, weil es zwei Menschen sind, die ihre Ideen und ihr Talent hinein gepackt haben.
Willi: Es war ja alles neu: die Methode zu drehen, die Technik, die Vorgangsweise. Michael hatte sich das Vertrauen der Menschen vor der Kamera sonst immer über Wochen oder Monate hinweg erarbeitet, hatte eine zwischenmenschliche Beziehung hergestellt. Bei Untitled war alles offen, was ja auch so gedacht war, aber es ist halt ein Unterschied, ob man zehn Tage gebündelt in einem Bordell in Bangladesch dreht oder ob man zehn Tage unterwegs ist und schaut was passiert.
Pridnig: Bei Whore‘s Glory hatten wir das Konzept, in fünf Ländern zu drehen. Aber als Bangladesch fertig gedreht und geschnitten war, hatten wir im Grunde einen fertigen Film, bei dem man nichts mehr ändern hätte müssen. Es gibt eine Schnitt-Fassung davon, die ich nach wie vor für einen eigenständigen tollen Film halte. Das war eben das Besondere an der Arbeit mit Michael, du drehst ein Fünftel und hast einen kompletten Film. Wir haben wir dann noch zwei Teile dazu gedreht, ein Triptychon draus gemacht, und das war gut so.
Mit „Untitled“ an die Öffentlichkeit zu gehen, bedeutet jetzt noch einmal eine schwierige Phase für euch. Man weiß ja nicht, wie sensibel seitens des Publikums und der Kritik damit umgegangen wird.
Willi: Der Mensch ist hoffnungsfroh und denkt sich, wenn es grauslich wird, wird‘s grauslich und wenn es schön wird, wird‘s schön. Aber es stimmt schon, das Hinausgehen ist mit diesem Film fast noch schwieriger als das Einsteigen. Es ist einerseits schön, damit hinauszugehen, aber es fühlt sich auch einfach beschissen an, hier zu sitzen und Interviews zu geben, deren Hauptthema naturgemäß der Tod eines großen Regisseurs und wunderbaren Freundes ist, denn man denkt die ganze Zeit: „So war das nicht ausgemacht“.
Pridnig: Was die Verwertung der Filme von Michael betrifft, das war immer schon auf einen längeren Zeitraum angelegt. Bis heute gibt es Einladungen, Veranstaltungen, Festivals und Werkschauen, bei denen seine Filme verwertet werden. Das spricht auch für die Nachhaltigkeit seiner Werke. Michael Glawogger war immer schon gesetzt, und dieser Film wird sich nahtlos einreihen. Er ist jetzt bereits wahnsinnig gefragt und wird auf der ganzen Welt gezeigt werden. Es gibt Festivals, die den Film blind einladen, so wie auch die Filme davor. Natürlich hat Untitled auch das Etikett „Vermächtnisfilm“ umhängen, so etwas würde sich aber verlaufen, wenn die Qualität nicht stimmt, und was das betrifft, mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Wir haben in der ersten Konzeption mit Mona aber auch nicht ausgeschlossen, dass das Ganze nicht geht. Die Option des Scheiterns war drinnen.
Gab es einen Moment, an dem ihr gewusst habt, dass es funktioniert?
Pridnig: Den Zeitpunkt kann ich nicht mehr klar festmachen, aber es gab eine Fassung, ein Screening, bei der ich aus dem Bauch heraus gewusst habe, dass der Film da ist und alles weitere eine Konkretisierung, eine Verbesserung, eine Schärfung werden wird.
Willi: Natürlich ist Scheitern bei so einem Unterfangen eine große Option. Die Beurteilung obliegt ohnehin dem Zuseher. Wenn aber zu einem gewissen Zeitpunkt maximal-kritische Geister meinen: „Hm, das könnte wirklich was werden“, dann denkt man sich: „Ja, vielleicht ist es wirklich etwas geworden“.
Eine der beeindruckendsten Szenen war für mich die lange Stille, die am südlichsten Punkt der Reise in Harper, Liberia, steht. Ein Endpunkt, aber nicht das Ende des Films.
Willi: Deshalb war es schwierig, diese Szene zu positionieren. Zusammen mit dem Kameramann Attila Boa hatten wir ursprünglich die Idee, daraus die Mitte des Films zu machen. Der Tod, das Verschwinden in der Mitte. Für viele ist der Film ja an dieser Stelle eigentlich zu Ende. Das wäre aus meiner Sicht aber falsch gewesen, denn so wie der Film jetzt gebaut ist, ist er keine Geschichte über die Reise und hat keine Chronologie. Daher erfahren die Zuseher am Beginn die Fakten: Diese filmische Reise wurde durch den Tod unterbrochen. Es sollte keine Überraschung oder ein Plot hin zum Tod als Endpunkt sein. Ich hätte das als unpassend und respektlos empfunden.
Eine andere Szene, die mir als sehr schön gefilmt und montiert in Erinnerung ist, ist das Fußballspiel am Strand.
Pridnig: Dazu gibt es eine amüsante Geschichte. Wir haben uns über die Fußballer, die im Film genannt werden sollen, im Vorfeld in breiter Runde unterhalten. Wer denn genannt werden darf im Kontext einer fußballsprachlichen allgemeingültigen Übersetzung, und da fielen dann sehr unterschiedliche Namen, unter anderem auch Arnautovic. Da habe ich dann protestiert, denn wenn wir einen Film machen über die Welt, dann muss man dem gerecht werden. So talentiert Arnautovic ist, aber da muss er sich noch gegenüber vielen Anderen beweisen, um international an einer der ersten Stellen genannt zu werden.
Willi: Michael hat sich übrigens ständig mit Tommy über Fußball ausgetauscht.
Pridnig: Ich habe mir einmal den Spaß gemacht und den gesamten SMS-Verkehr mit Michael ausgedruckt, das waren glaube ich 40 Seiten und da ist mir das erst bewusst geworden: Jede Konversation, egal zu welchem Thema, beginnt entweder mit dem Hinweis „Übrigens wann spielt …“ oder „Siehst du gerade das Spiel …“ oder endet mit „Schaust du es dir an …“. Es gibt also keinen Austausch, bei der nicht am Anfang, in der Mitte oder am Ende in irgendeiner Form Fußball vorkommt. Als wir z.B. die Finanzierungszu- oder Absagen besprochen haben, war das nur ein kleiner Teil des Texts, am Anfang und am Ende ging es um Arnautovic und seinen sich anbahnenden internationalen Durchbruch.