„Resident Evil“ ist ein Kultspiel des Horrorgenres und gibt der Gattung Survival eine ganz neue Bedeutung. Hier kehren die Totgeglaubten wieder – und die Gamer stehen im Remake des dritten Teils einem Erzfeind aus dem Jahr 1999 gegenüber. Ist der Sprung in die Neuzeit gelungen?
Ein Virus löst eine Zombieplage aus und ihr sollt helfen, sie einzudämmen. Klingt nach einer ehrenwerten, aber brutalen Aufgabe. Resident Evil 3 Remake ist nicht umsonst erst ab 18 Jahren freigegeben, denn inmitten der Apokalypse passieren so einige unangenehme Dinge. Der neuaufgelegte Untoten-Grusler führt uns nach Raccoon City, wo wir Spezialagentin Jill Valentine vor den Gefahren bewahren und zur Flucht verhelfen müssen. Ihr zur Seite steht dabei der Söldner Carlos Oliveira. Er wurde von der zwielichtigen Umbrella Corporation angeheuert, um einen wichtigen Geheimnisträger aus der Stadt zu eskortieren. Carlos weiß dabei allerdings ebenso wenig wie Jill um die wahren Pläne von Umbrella und ihre Verwicklung in den Auslöser der Zombie-Invasion. Denn bei diesem Konzern liegt der Hund begraben, wenn man so möchte. Nur steht er aufgrund aus den Fugen geratener Experimente und Forschungen eben auch wieder auf …
Bissige Gegner erwarten uns im Verlauf des Spiels auf zwei bis acht Beinen. Um ihnen beizukommen, ist ein Mix aus Zielsicherheit und geschickten Ausweichmanövern gefragt. Resident Evil 3 Remake präsentiert sich durchwegs als klassischer Third-Person-Shooter. Es empfiehlt sich, mit der Munition hauszuhalten und sie und die Elemente in der Umgebung taktisch einzusetzen, etwa kaputte Generatoren, mit denen man den Widersachern einheizen kann. Je nach Schnelligkeit ist es nämlich gar nicht so leicht, rechtzeitig zu reagieren, da die Trigger wie das Drücken des X-Knopfes zumindest in der PlayStation-Version nicht besonders präzise funktionieren. Dazu kommt, dass die Gegner sogar mehrfach wiedererwachen können. Blind durchzurennen kann funktionieren und offenbart an einigen Stellen auch, dass die Zombies doch recht einfach gestrickt sind. Aber es gibt ja auch noch den Spielspaß, und den hat man natürlich eher, wenn man es mit den Untoten aufnimmt. Sich Zeit zu lassen, gibt auch Gelegenheit, die treffend dystopisch gestalteten Orte genau zu erkunden und dabei einzeln verstreute Suchspiele zu lösen, indem man Kombinationen für Safes und Schlösser aufspürt. Eine schöne Verdichtung der Story bieten optionale Hinweise, die die Spieler tiefer in die Geschichte führen. Begrüßenswert ist dies vor allem, da ein Spieldurchgang lediglich sieben Stunden einnimmt und im Vergleich zum Original Schlüsselmomente entfernt wurden, die Hintergrundinformationen geliefert haben. Ein Umstand, der Resi-Veteranen trifft, Neulinge aber zum Glück unberührt lässt.
Den Fokus des Remakes nimmt definitiv der Action-Part ein. Die Shooteranteile dominieren die Rätsel, die allein durch ihren niedrigen Schwierigkeitsgrad eher Beiwerk sind. Und auch der Gruselfaktor war insgesamt schon einmal höher. Dabei ist es übrigens egal, ob man gerade als Jill oder Carlos agiert – die Wechsel sind vordefiniert, und am Spielverhalten ändert sich dabei nicht sonderlich viel.
Dem Big Boss des Spiels muss Jill allerdings allein die Stirn bieten: Wenn Nemesis auftaucht, wird es brenzlig! Dieser ist eine biologische Waffe der Umbrella Corporation und darauf ausgerichtet, Jill und anderen S.T.A.R.S.-Agenten das Leben schwer zu machen. Dafür taucht er an vorgegebenen Schlüsselpunkten auf und lässt einem teilweise nur eine Chance: Flucht! Zwar gibt es Belohnungen, wenn man ihn in diesen Passagen in die Knie zwingt, dies erfordert aber ein gewisses Geschick und vor allem Munition. Manchmal ist es daher besser, Fersengeld zu geben. Dabei hetzt man manchmal mehr durch die Kulissen der chaotischen Dystopie als einem lieb ist. Denn zu sehen gibt es hier einiges. Die Atmosphäre der zerstörten Stadt wurde gekonnt düster eingefangen.
Ist man dann am Punkt des Bosskampfes angelangt, gelingt es recht schnell, das Muster von Nemesis zu verstehen und ihm beizukommen. Zwar bleiben die Kämpfe abwechslungsreich, allerdings eher im Vergleich zueinander und nicht in sich betrachtet. Je nach Schwierigkeitsgrad kann der bedrohliche Muskelprotz aber eine echte Herausforderung werden.
Mit der erfolgreichen Verjüngungskur, die 2019 schon beim Remake von Resident Evil 2 zum Einsatz kam, hat Entwickler Capcom vor allem an der Optik geschraubt. Die Zwischensequenzen sind modern und können auf Wunsch auch auf Deutsch abgespielt werden. Ein schöner Kniff ist beim Spiel auf der PS4 beispielsweise die Sprachausgabe über den Controller für das passende Funkgerät-Gefühl. Man hat sich den heutigen Begebenheiten auf jeden Fall angepasst! Zudem wurde das Umsehen im Raum erleichtert, das im Original manchmal etwas schwergängig war, und Nemesis’ KI ist verbessert. Details wie nicht vorhandene Ladezeiten heben das Spiel weiter in die Gegenwart. Der Look allein kann allerdings nicht verschleiern, dass Resident Evil 3 Remake einige Schönheitsfehler hat.
Der beigefügte Koop-Modus ist eine nette Ergänzung, tilgt aber nicht den Wunsch nach einem größeren Hautpspiel. Dieses macht beim ersten Durchgang durchaus Laune und wird im Anschluss durch InGame-Aufgaben ergänzt, doch wie schon damals hat es Teil 3 nach dem gelobten und von vielen Spielern präferierten Teil 2 einfach nicht besonders leicht. Aufbauend auf dessen Remake-System ist auch Resident Evil 3 Remake ein schön anzusehendes Spiel, das die Horror-Reihe in der heutigen Zeit repräsentieren kann. Auch wenn die Zombiegeschichte mit Dystopie-Touch in diesem Fall eher schnörkellos und kurzweilig daherkommt.