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Österreichisches Filmmuseum

Veranstaltung

Aufbegehren und Soju

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Dekoloniales Kino und Teil eins einer Retrospektive zu Hong Sangsoo im Österreichischen Filmmuseum

Unter dem Titel „RISE UP! Kino und (De)Kolonialität“ widmet sich das Österreichische Filmmuseum in der Reihe Collection on Screen der Frage nach dem Stellenwert von insbesondere Kino-Bildern für dekoloniale Theorie und Praxis. Das Programm führt dabei in vier Kapiteln zum Teil sehr verschiedene filmische Positionen zusammen, die alle auf ihre ganz eigene Weise ein Aufbegehren gegen koloniale und patriarchale Gewaltherrschaften in sich tragen: Die lustvoll-experimentelle Reise Touki Bouki (1973, R: Djibril Diop Mambéty), eine Verhandlung von Weltbank und Korruption in Bamako (2006) von Abderrahmane Sissako, der letzte Film von Ousmane Sembène – Moolaadé (2004), ein kraftvolles Erzählwerk über und vor allem gegen weibliche Genitalverstümmelung –, Claire Denis’ erste Untersuchung des „weißen“ Blicks auf die Kolonie, Chocolat (1988), das Ineinandergehen von bengalischer Migration und Mythen in Meghe dhaka tara (1960) von Ritwik Ghatak, mit Las Aventuras de Juan Quin Quin (1967, R: Juan García Espinosa) und Memorias del subdesarrollo (1968, R: Tomás Gutíerrez Alea) zwei kubanische Positionen des Umbruchs sowie zum Abschluss Chris Markers revolutionärer Essay Sans Soleil (1983).

Ein kontextuell weiter entferntes filmisches Werk als jenes von Hong Sangsoo scheint als Kontrastprogramm zunächst schwer denkbar. Der Glauben an und die Auseinandersitzung mit Kino und seine(n) Bildflüsse(n) sind allerdings auch tief eingeschrieben in die Filme Hongs, dem eine – seine Produktivität verlangt es – zweiteilige Retrospektive gewidmet wird: In ihren Zauber des Alltäglichen, ihre unbeholfenen Menschenbegegnungen und hemmungslosen Reisspirituosen-Gelage, aber auch in ihre oft selbstreferentiellen Verschachtelungen und Identitätsverschiebungen. Hier im ersten Teil der Werkschau, vom Erstling The Day a Pig Fell Into the Well (1996) bis zu Oki’s Movie (2010), lässt sich die Entwicklung dieser Merkmale verfolgen – sowie natürlich die der Figur des gekränkten Mannes.

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