Bad Moms

Filmkritik

Bad Moms

| Jörg Schiffauer |
Bad Moms – Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs

Al Bundy hat wirklich gute Vorarbeit geleistet. Der von seiner schrecklich netten Familie geplagte Protagonist der ungemein erfolgreichen Sitcom Married… with Children hat entscheidend dazu beigetragen, dass traditionell hochgehaltene Werte wie ein heiles und glückliches Familienleben einem populärkulturellen Paradigmenwechsel unterzogen wurden. Nachdem der von Ed O’Neill so kongenial verkörperte Schuhverkäufer ab 1987 zehn Jahre lang in 262 Episoden die Hölle des Vorstadtlebens erdulden musste, war der Phantasie der Drehbuchautoren in Film und Fernsehen in Sachen schwarzhumoriger Untergrabung des Bilds vom Familienglück keine Grenzen gesetzt – der Erfolg der Geschichte eines krebskranken Chemielehrers, der sich ein zweites Standbein als Crystal-Meth-Dealer aufbaut, ist dafür der offensichtlichste Indikator.

Ganz so drastisch läuft es dann für die Protagonistin von Bad Moms, Amy Mitchell (Mila Kunis), nicht. Die versucht anfangs sogar alles, um die Mehrfachbelastung als berufstätige Mutter zweier halbwüchsiger Kinder zu bewältigen und so dem traditionellen Rollenbild Genüge zu tun. Doch als ihr Ehemann, für den Mitanpacken im Haushalt ein Fremdwort ist, auch noch fremdgeht, reicht es Amy. Sie schmeißt ihren Gatten aus dem schmucken Heim, verabschiedet sich von der Position der stets perfekten Frau und Mutter und lässt lieber die Sau so richtig raus, wie das so schön heißt. An der Highschool ihrer Sprösslinge findet sie unter den anderen Müttern alsbald zwei Gesinnungsgenossinnen, mit denen sich bei diversen Barbesuchen Abwechslung in den Alltagstrott bringen lässt. Doch der neu gewonnenen Freiheit droht Gefahr. Denn die Vorsitzende des Elternvereins – ironischerweise von Christina Applegate gespielt, die vor allem als rebellisch-missratene Tochter Al Bundys bekannt wurde – betrachtet sich als Hüterin des gepflegten Spießertums, die dem wilden Treiben im Umfeld der Schule um jeden Preis ein Ende setzen möchte, selbst wenn sie dazu Amys Kinder terrorisieren muss. Was die ein wenig unartigen Mütter natürlich nicht so ohne weiteres hinnehmen.

Wirklich umstürzlerisch geht es allerdings nicht wirklich zu, folgt Bad Moms doch erprobten Mustern Mainstream-tauglicher Komödien. Das funktioniert routiniert und wird in einigen Sequenzen auch durchaus spaßig, doch die anarchische Energie beschränkt sich weitgehend darauf, jenem komödiantischen Trend zu fröhnen, demzufolge Frauen genauso saufen, schimpfen und schweinigeln können und dürfen wie Männer. „Every woman in her humour“ eben, um Ben Jonson anlassbezogen zu paraphrasieren.