Julia Roberts und Lucas Hedges überzeugen in einem respektablen Familiendrama, das in einen Thriller mündet.
Holly Burns (Julia Roberts) kommt von der Weihnachtsspiel-Generalprobe mit ihren Kindern Ivy (aus erster Ehe) sowie Lacey und Liam (aus zweiter Ehe) nach Hause zurück, da steht ihr 19-jähriger Sohn Ben (Lucas Hedges) vor ihr, der eigentlich in einer Therapie-Station seine Drogensucht abarbeiten soll. Ben behauptet, sein Betreuer habe ihm über Weihnachten freigegeben, aber Holly und vor allem ihr Ehemann Neal (Courtney B. Vance) haben so ihre Zweifel. Schließlich redet sie Ben ins Gewissen und erlegt ihm strenge Regeln auf, dann darf er einen Tag bleiben. Doch die allgemeine Harmonie (vor allem die beiden Kleinen freuen sich, dass Ben zurück ist) hält nicht lange, und die Idylle bekommt Sprünge. Eine gemeinsame Shopping-Tour von Holly und Ben erweist sich als nicht so gute Idee, weil der Ex-Junkie auf einige Proben gestellt wird, und nach dem Besuch der Weihnachtsmette ist das Haus verwüstet und der Familienhund verschwunden – es ist ganz offensichtlich, dass jemand mit Ben noch eine Rechnung offen hat. Gegen Neals wohlmeinenden Rat machen Ben und seine Mutter sich auf, um nach dem Hund zu suchen. Im Zuge dessen erfährt Holly mehr aus Bens Vergangenheit, als sie bisher wusste und vor allem mehr, als ihr lieb ist.
Bis zu dieser erzählerischen Abzweigung ist Ben Is Back ein wirklich packendes Familiendrama und erzählt eine Story, wie man sie im Hollywood-Kino eher selten sieht, nämlich darüber, wie schwierig die Situation für Ex-Junkies und für ihre Angehörigen ist, vor allem, wenn diese Drogenuser, so wie es sich im Fall von Ben allmählich herauskristallisiert, auch eine kriminelle Vergangenheit haben. (Interessanterweise kommt aber schon in zwei Wochen mit Beautiful Boy von Felix Van Groeningen ein Film mit einem ganz ähnlichen Thema in die Kinos.) Die schiere Qual, ihren Sohn zu lieben, ihm aber nicht vertrauen zu können („Junkies lügen immer“, sagt eine andere betroffene Mutter) und ihn möglicherweise für immer zu verlieren, ist Julia Roberts, die eine starke Leistung bietet, ins Gesicht geschrieben, und dass sie wie eine Löwin für ihn kämpft, kann man trotz seines ambivalenten Verhaltens gut nachvollziehen. Auch Lucas Hedges (Oscar-nominiert für Manchester by the Sea) als Ben, der heftig und sichtbar mit seinen Dämonen kämpft, ist großartig.
Sein Vater, Regisseur und Drehbuchautor Peter Hedges, hat eine faszinierende Geschichte geschrieben – mit der kleinen Einschränkung, dass er sich vor allem gegen Schluss doch noch verleiten hat lassen, aus dem hoch emotionalen Mutter-Sohn-Drama einen leicht ins Reißerische kippenden Thriller zu machen. Denn natürlich beschließt Ben – entgegen seinen Versprechungen –, die Suche nach dem Hund auf eigene Faust und nach den ihm bekannten Regeln durchzuführen. Von da an ist Ben Is Back leider allzu leicht ausrechenbar, so wie auch das Ende des Films dann doch eher unüberraschend ist. Wenn man sich davon nicht abhalten lässt, hat man aber immer noch einen sehr respektablen Film gesehen.