Sechs zugewanderte Singer/Songwriter präsentieren ihr ganz persönliches Berlin.
Berlin ist arm, aber sexy. Dieser Spruch des Oberbürgermeisters Wowereit allein ist es nicht, der so viele Kulturschaffende aus der ganzen Welt in die boomende Metropole an der Spree lockt. Eher schon sind es die billigen Mieten und die günstigen Lebenshaltungskosten, die dafür sorgen, dass gerade die Kreativen die Stadt mit der legendären künstlerischen Vergangenheit wieder vermehrt für sich entdecken. Regisseur Uli M. Schueppel (The Road to God Knows Where, ein Tourfilm über Nick Cave) findet seine sechs Protagonisten in der außerhalb Berlins kaum bekannten Singer/Songwriter Szene. Jeder der Globetrotter aus Norwegen, Holland, Australien, USA und England lebt derzeit dauerhaft in der Stadt. Alle sollten für den Film ein Lied über ihre neue Heimat schreiben und das Team an für sie wichtige Orte abseits der touristischen Trampelpfade führen. Herausgekommen ist ein teilweise unterhaltsames, teilweise etwas lähmendes Mosaik von Klängen, Orten und Menschen ohne klares Zentrum, ein Roadmovie durch eine Stadt, das ganz nebenbei auch noch den kreativen Prozess des Musik-Schreibens und -Aufnehmens erklären will. Als Ziel, für das geprobt, komponiert und organisiert wird, dient ein Konzert aller Beteiligten am Ende, von dem man im Film aber nur ganz kurze Ausschnitte sieht. Die Liedermacher selbst entsprechen weitgehend dem Klischeebild von intelligenten, engagierten und introspektiven Geistern, denen man gerne beim Flanieren über stark befahrene Brücken und idyllische Kanäle oder durch nur von Einheimischen genutzte Parks zusieht, und ihren nachdenklichen Kommentaren über die Musik und das meist prekäre, aber durch Freundschaften versüßte Leben in Berlin zuhört. Die Qualität der Musik und vor allem der Texte schwankt stark von ausgezeichnet bis banal, vielleicht auch ein Grund, warum der Regisseur sich nicht getraut hat, die Songs von vorne bis hinten durchspielen zu lassen, und lieber nur relativ kurze Ausschnitte bringt. Vielleicht hätte er auch auf ein paar Straßenszenen und zwei der Protagonisten verzichten sollen, einfach damit man mehr über die teilweise durchaus spannenden Charaktere erfährt. Trotzdem bietet der Film ein gelungene Einführung in eine lebendige Kultur mit einem ungeschönten und doch teilweise sentimentalen Blick auf das Berlin der Gegenwart mit Reminiszenzen an die glorreiche Vergangenheit, wie in der Szene, als jemand davon erzählt, wie er sofort nach seiner Ankunft das Haus aufsuchte, in dem David Bowie und Iggy Pop in den Siebziger Jahren gelebt hatten.