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Besuch im Bubenland

Filmstart

Besuch im Bubenland

| Ania Gleich |
Ein Porträt von Männlichkeit, abseits von Belehrung und Überlegenheit

 

„Das ist halt so“, lautet eine der häufigsten Aussagen, denen man im Bubenland begegnet. Apathisch blicken dabei unterschiedliche Augenpaare in die vor ihnen hingehaltene Handykamera. Außerdem, meinen die meisten, „passt es schon“. Was dabei halt einfach „so“ ist, ist das Leben. Und was es ist, das „passt“, sind die Dinge, die in diesem Leben passieren. Dazwischen will Katrin Schlösser abseits von Weizenfeldern und Landgasthäusern besonders eines suchen: Männliche Beweggründe und was „es“ ist, das diese Gründe manifestiert. Dazu macht sie einen Besuch im Bubenland und fragt Männer aus dem Südburgenland, was es ist, das sie antreibt.

So einfach das dramaturgische Konzept, so berührend die Erfahrungsberichte. Ein junger Mann kann nicht mehr ganz klar einordnen, was genau weibliche und männliche Charakteristika sind. Ein alter Mann wiederum spricht lakonisch über eine Vergangenheit, die er hinter sich gelassen hat. Was viele der Protagonisten von Besuch im Bubenland eint, ist ein Gefühl von Verlassenheit. Seien es ein Sohn, der den Kontakt abgebrochen hat, Briefe an die Exfrau, die ungeöffnet zurückkommen, oder ein Vater, der verstorben ist. Es liegt etwas Trauriges in vielen der intimen Momente, die Schlösser filmisch festhält. Trotzdem reagieren die Protagonisten nie aggressiv oder vor den Kopf gestoßen auf die Fragen, die die Filmemacherin stellt. Ganz im Gegenteil, wirken die meisten doch überrascht über das Interesse, das ihren für sie selbst nicht weiter relevanten Geschichten und Erfahrungen entgegengebracht wird. Wenn nichts kommt, hakt Schlösser durchaus nochmal nach, und wenn dann immer noch nichts kommt, hält die Regisseurin einfach noch einen Tick länger die Kamera auf ihren Gesprächspartner. Das hat etwas Ernüchterndes, doch genauso Beklemmendes. Irgendwie will man nicht damit zufrieden sein, wie sich viele der porträtierten Männer de facto abfinden, mit Verlust, mit Schmerz, mit Einsamkeit.

Der innere feministische Film, der beim Anschauen von Besuch im Bubenland mitläuft, deckt sich nicht mit der Realität der Protagonisten. In ihrer Welt gibt es keine patriarchalen Gesetze, die sie unter ihrer Männlichkeit leiden lassen, sondern es gibt eben nur das, was „halt“ so ist. So sehr man die interviewten Personen also aufrütteln wollte, so sehr wird das betrachtende Auge gleichzeitig zum Voyeur einer Weltsicht, die eben auch existiert. Dadurch zeigt Katrin Schlössers Film am besten einfach nur das, was ist, und wird eben dadurch zum feministischen Statement: Er stellt Realitäten nebeneinander.