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Born to be wild – Saumässig unterwegs

Born to be wild - Saumässig unterwegs

| Alexandra Seitz |

Vier Wochenend-Biker beschließen, es noch einmal ordentlich krachen zu lassen, besteigen ihre Harleys und machen sich auf den Weg nach Kalifornien. Unterwegs treffen sie auf die wahren wilden Männer.

Wenn die Midlife-Crisis eintritt, tendiert so mancher Mann dazu, sich lächerlich zu machen. Er lässt sich Botox injizieren, kauft einen Ferrari und baggert Frauen an, die er gezeugt haben könnte. Nicht so Woody, Doug, Bobby und Dudley, deren gemeinsames Hobby das Motorradfahren ist. Als die vier feststellen, dass sie nicht jünger werden und ihre adoleszenten Träume von der großen Freiheit auf einen wöchentlichen Besuch in der Biker-Kneipe zusammengeschrumpft sind, packt sie die Panik. Die rasch ergriffene Gegenmaßnahme – ein „freewheelin’ road trip“ in der verdienstvollen Tradition von Easy Rider – bleibt zwar im Rahmen des gesellschaftlich Akzeptablen, trotzdem gelingt es den vieren, sich lächerlich zu machen.

Unterwegs nämlich treffen die „Wild Hogs“, wie ihre Kutten sie ausweisen, auf veritable Söhne der Straße mit Benzin im Blut: die „Del Fuegos“, die die Maskerade der Spießbürger selbstverständlich durchschauen und sich sogleich anschicken, ihnen eine Lektion zu erteilen. Vorbei ist es mit der Beschaulichkeit des Herrenausflugs, von nun an heißt es Mann gegen Mann respektive Poser gegen Rocker beziehungsweise Weichei gegen Badass. Kurz: Zahnarzt, Installateur, Pleitier und Programmierer gegen Rowdie, Rabauke, Raufbold und Rüpel. Am Ende muss Captain Ame-
rica höchstpersönlich die Situation retten und den tapferen Biedermännern aus der Patsche helfen. Beruhigend immerhin, dass es ihn, den Captain,  irgendwo dort draußen noch gibt, vom Fahrtwind umbraust und zu den Klängen von Born to be Wild unterwegs zum Horizont.

In Walt Beckers Wild Hogs träumen uncoole Männer davon, coole Männer zu sein. Doch nicht nur träumen sie vergeblich, sie wirken dabei auch noch wie Volltrottel und bieten daher oftmals Anlass für hämisches Gelächter. Wild Hogs ist ein Klamauk auf tiefer gelegtem Niveau, dem kein Scherz zu albern und kein Gag zu blöd ist. Wenn dann aber William H. Macys Computernerd stolz sein neues Apple-Tattoo präsentiert, oder Kyle Gass in einem Cameo-Auftritt mit Inbrunst brünstige Songs zum Besten gibt, lernt man zu schätzen, dass sich hier die Uncoolen von den Coolen nicht ins Bockshorn jagen lassen.

Wahrhaft mutige Männer könnten sich Wild Hogs im Double Feature mit 300, Zack Snyders unzeitigem Sandalenfilm-Revival, anschauen und angesichts der daraus resultierenden Massenkarambolage höchst unterschiedlicher, doch allesamt klischeehafter Konzepte von Männlichkeit schwer ins Grübeln geraten.