Filmkritik

Brand

| Ines Ingerle |

Josef Bierbichler zwischen Tod und Amour fou

Brand (Josef Bierbichler), ein erfolgreicher Schriftsteller, versucht verzweifelt, mit dem Gedanken an den unumgänglich immer näher rückenden Tod seiner krebskranken Frau Martha (Erika Deutinger) zurechtzukommen, indem er einem Tagebuch gleich ihr langsames Sterben mit Texten und Bildern dokumentiert. Als er sich bei den täglichen Spitalsbesuchen in die junge Krankenschwester Angela (die wundervolle Neuentdeckung Angela Gregovic) verliebt und diese seine Gefühle erwidert, fällt plötzlich Licht in Brands dunkle Welt. Was zunächst wie ein Rettungsanker aussieht, entpuppt sich jedoch als furchtbarer Fluch, denn Angelas Ehemann (Denis Moschitto) setzt alles daran, seinen Rivalen auszuschalten, und schon bald liegt in Brands Welt kein Stein mehr auf dem anderen.

Der Plot von Brand scheint platt zu sein, ist es aber keineswegs. Thomas Roth hat einen spannenden, emotional packenden und mitreißenden Film gemacht, der den Zuseher gleichzeitig weinen, lächeln, hoffen, zittern und vor allem mitfühlen lässt. Mit bemerkenswerter Sensibilität führt er die einzelnen Charaktere ein und stellt sie in Verbindung zueinander, erschafft Stimmungen und erzielt große Wirkungen, ohne künstlich zu dramatisieren. Essenzielle Bestandteile unseres Lebens, wie Liebe, Eifersucht, Rache und Tod werden kontrastreich nebeneinander gestellt und miteinander verknüpft. Am Beispiel Brands und Angelas wird die Irrationalität und Komplexität von Liebe und Sexualität aufgezeigt und wieder einmal ins Bewusstsein gerufen,  dass wir diesen Gefühlen und Neigungen machtlos ausgesetzt sind. Wir können sie weder erklären noch steuern oder beherrschen, genau so wenig, wie wir Macht über den Tod erlangen können. Die Intensität, mit der Brand jede Lebensminute seiner Frau zu dokumentieren versucht, lässt erahnen, wie unmöglich es ihm sein muss, den Tod als Bestandteil des Lebens anzusehen.

Thomas Roth lässt seine Figuren die Handlung vorantreiben – und die Schauspieler wissen damit sehr gut umzugehen. Josef Bierbichler und Angela Gregovic lassen keine Sekunde Zweifel daran aufkommen, dass Brand und Angela tiefe Verbundenheit zueinander fühlen, Erika Deutinger ist in jedem Moment eine todkranke, aber immer noch willensstarke und erschreckend realistische Frau, und Denis Moschitto schafft es, nur durch seine Blicke ein mulmiges Gefühl in der Magengegend des Zuschauers zu erzeugen.

Brand birgt alle wundervollen wie auch grauenvollen Facetten unseres menschlichen Daseins. Ein Film wie das Leben selbst – und eine durchaus sehr intensive Kinoerfahrung.