ray Filmmagazin » Filmkritiken » Bullet Train
Bullet Train

Filmstart

Bullet Train

| Andreas Ungerböck |
Viel Lärm um nichts: Die mit Spannung erwartete Action-Komödie erstickt unter zu viel Ballast und scheitert an den eigenen hohen Ambitionen.

Es ist vom ersten Augenblick an offensichtlich: Da macht sich jemand daran, Quentin Tarantinos Grimmigkeit und seine knackigen Dialoge mit dem derben Humor der Deadpool-Filme zu kombinieren. Das liegt insofern nahe, als Regisseur David Leitch das bei Deadpool 2 ganz gut hingekriegt hat. Wer an den genialen Zombieland denkt, liegt auch nicht ganz falsch. Aber ach, das Unternehmen scheitert leider kläglich, erstickt an dem ganzen Ballast, den man sich aufgebürdet hat, der Handlung geht schon etwa bei der Mitte die Luft aus, der Rest des Films schleppt sich zäh dahin bis zu einem super-unispirierten Finale. Aus dem Kultroman “Maria Beetle” – der seltsame Titel erklärt sich hier erst gegen Schluss – des japanischen Autors Isaka Kotaro so wenig herauszuholen, das ist schon fast wieder eine Leistung.

Werbung

Im Grunde geht es darum, dass sieben Killerinnen und Killer in Tokyo in einen der japanischen Hochgeschwindigkeitszüge (shinkansen oder Bullet Train) gelockt werden. Über das Motiv und das Ziel der Reise, angeblich Kyoto, hat jede/r von ihnen unterschiedliche Vorstellungen und offenkundig auch unterschiedliche Instruktionen. Einer von ihnen ist der Amerikaner Ladybug (Brad Pitt), der eben erst von seinem Psychotherapeuten zu einer Art geläutertem pazifistischen Weisen umprogrammiert wurde. Dementprechend entspannt, wenn man das so sagen kann, steigt er in den Zug, allerdings ist, wie sich schon bald zeigt, an eine ruhige Reise nicht zu denken. Seine “simple” Mission, eine gewissen Koffer mit Geld zu stehlen und bei der nächsten Station gleich wieder auszusteigen, wird er nicht erfüllen können, soviel steht bald fest.

Die zwei Stunden vergehen dann damit, dass die Killer-Elite sich in unterschiedlichsten Konstellationen in Wortgefechte (manchmal witzig, meistens aber nicht) und allerlei waffentechnische Scharmützel verwickelt. Dabei werden prächtige Darsteller/innen wie Aaron Taylor-Johnson, Joey King, Bryan Tyree Henry, Michael Shannon oder Logan Lerman vergeudet, Channing Tatum hat einen – zugebenermaßen recht lustigen – Cameo-Auftritt. Dieser illustre Cast, Mr. Pitt wie immer charismatisch und mit einem Schuss Selbstironie voran, pflügt sich tapfer durch das überladene Drehbuch. Als wäre das alles noch nicht genug, gibt es noch jede Menge Inserts, “spaßige” Rückblenden, die erklären sollen, warum die jeweilige Person jetzt im Bullet Train sitzt, schlechte Digital Effects von einem dahinrasenden Zug (Snowpiercer hat es besser vorgemacht), eine äußerst tödliche Schlange, deren dramaturgische Funktion letztlich bescheiden ausfällt, eine Menge Kalauer, die beim Wiederholen nicht besser werden, eine gehörige Portion erzählerischer Un-Logik und dergleichen mehr. Kaschiert werden soll die ganze Chose durch ein halsbrecherisches Tempo, das allerdings nicht lange durchgehalten werden kann.

Am Ende stellt man ernüchtert fest: Außer viel Getöse nichts gewesen. Da kann auch Spät-Einsteigerin Sandra Bullock nichts mehr retten.