Olivier Assayas zerstört mit „Carlos“ den Mythos eines Top-Terroristen.
Es war ein Bild, das um die Welt ging und die Repräsentanten der Republik Österreich nicht unbedingt vorteilhaft ins Licht rückte. Am 22. Dezember 1975 verabschiedete Innenminister Otto Rösch den Anführer jenes Terrorkommandos, das tags zuvor die Zentrale der OPEC in Wien überfallen und die dort tagenden Minister als Geiseln genommen hatte, auf dem Rollfeld des Flughafens Schwechat vor dem Abflug mit einer bereit gestellten Maschine per Handschlag. Es war eine Geste, die international für ungläubiges, entsetztes Kopfschütteln sorgte, hatten die Terroristen doch bereits drei Menschen ermordet, das weitere Schicksal der sich an Bord des Fluchtflugzeugs befindlichen Geiseln war zu diesem Zeitpunkt auch noch ungewiss (sie wurden jedoch schlussendlich alle in Algier freigelassen). Doch dieser bizarre Auswuchs österreichischer Konsensdemokratie – eine Aktion, die Otto Rösch vermutlich in erster Linie aus Instinktlosigkeit gesetzt hat – war ein wichtiger Mosaikstein, der ein bestimmtes Bild des erwähnten Terroristen in nicht unerheblichem Maß prägen sollte: Das Bild, das der Mann mit dem Kampfnamen Carlos nur zu gern selbst pflegte, war das einer Schlüsselfigur des internationalen Terrors, die einem Phantom gleich überall zuschlagen konnte und einfach nicht zu fassen war. Nicht zuletzt aufgrund dieses Auftritts in Wien sollte der Name Carlos zu einem Synonym des Terrorismus werden, dessen Erwähnung schon dazu angetan war, ein gewisses Maß an Angst zu verbreiten.
Doch die Figur hinter der Maske des Superterroristen – ein Image, das lange Zeit auch von den Medien gerne schlagzeilenträchtig gepflegt wurde – blieb weitgehend im Dunkeln. Erst in den Jahren nach seiner Verhaftung im Jahr 1994 und seiner anschließenden Verurteilung durch ein französisches Gericht wurde langsam sichtbar, wer sich eigentlich hinter dem Mythos des selbsternannten Revolutionärs verbarg. Carlos hieß mit richtigem Namen Ilich Ramírez Sánchez und kam 1949 in Caracas, Venezuela, auf die Welt. Sein Vater, ein Rechtsanwalt, verlieh seiner marxistischen Gesinnung Ausdruck, indem er seinem Sohn Lenins zweiten Vornamen verpasste. Nach der Scheidung seiner Eltern zog Ilich Ramírez mit seiner Mutter zunächst nach London, wo er unter anderem an der London School of Economics studierte. Im September 1968 begann er auf Betreiben seines Vaters ein Studium an der Patrice Lumumba Universität in Moskau, wurde jedoch zwei Jahre später aufgrund seines etwas ausschweifenden Lebensstils wegen Disziplinlosigkeit ausgeschlossen. Daraufhin begab sich Ilich Ramírez Sánchez nach Beirut, wo er sich der „Volksfront zur Befreiung Palästinas“ (PFLP) anschloss, diverse Ausbildungen zum Guerillakämpfer absolvierte und sich das Pseudonym Carlos zulegte.1972 kehrte Ilich Ramírez Sánchez nach London zurück, um sein Studium wieder aufzunehmen und sich vorerst unauffällig zu verhalten. Doch schon ein Jahr später wird er von Wadi Haddad, einem Gründungsmitglied der PFLP, als Führungskraft seines europäischen Netzwerks rekrutiert. Am 30. Dezember 1973 verübte Ilich Ramírez Sánchez ein Attentat auf Joseph Edward Sieff, Vizepräsident der British Zionist Federation – der jedoch schwer verletzt überlebte. Die Karriere des Terroristen Carlos hatte ihren Anfang genommen.
Der Selbstdarsteller
Olivier Assayas hat sich nun dieser Biografie angenommen und versucht, den unheilvollen Weg, den Ilich Ramírez Sánchez eingeschlagen hat, nachzuzeichnen. Geradezu akribisch spüren der Regisseur und sein Drehbuchautor Dan Franck in der fünf-einhalbstündigen, auf drei Teile angelegten Fernsehfassung (die Kinofassung wurde auf 190 Minuten gekürzt, die Fernsehfassung wird jedoch in ausgewählten österreichischen Kinos zu sehen sein) dem Mann nach, der stets darauf bedacht war, seinen Ruf als Mastermind des internationalen Terrors zu pflegen. Assayas, einer der spannendsten Regisseure des französischen Kinos der vergangenen zwei Dekaden, der sich formal und inhaltlich in seinen bisherigen Arbeiten auf durchaus unterschiedlichen Wegen versucht hat, verzichtet bei seinem neuen Film auf jede stilistische Extravaganz. Er inszeniert Carlos in Form eines penibel recherchierten, betont nüchtern gehaltenen Doku-Dramas, um der Laufbahn des Ilich Ramírez Sánchez nachzugehen. Mit der Genauigkeit eines Chronisten zeigt Assayas entlang der Schlüsselstationen aus der Terror-Karriere von Carlos das Entstehen einer in der öffentlichen Wahrnehmung zeitweise beinahe mythisch verklärten Figur auf, um – zunächst fast unmerklich, doch mit Fortdauer des Films mit eindringlicher Klarheit – den Mann dahinter zu demaskieren und den Mythos zu dekonstruieren.
Carlos blendet die persönliche Vorgeschichte von Ilich Ramírez Sánchez aus, konzentriert sich von Beginn an mit der Anwerbung durch Wadi Haddad und dem darauf folgenden Mordanschlag auf Joseph Edward Sieff ausschließlich auf seinen mehr als zwei Jahrzehnte umspannenden Weg als international operierender Terrorist. Es sind zwei eher beiläufige Sequenzen zu Beginn des Films, die sich retrospektiv jedoch als Schlüssel zum Verständnis der Persönlichkeit von Carlos entpuppen werden. Assayas zeigt dabei Carlos, der beim Genuss eines noblen Dinners in einem Londoner Luxusrestaurant seiner Frau einen emphatischen Vortrag über die Notwendigkeit des bewaffneten Kampfes gegen den westlichen Imperialismus hält. Und der in der nächsten Szene aus der Badewanne steigt, um sich minutenlang geradezu selbstverliebt im Spiegel zu bewundern. Denn – Assayas Film verdeutlicht das auf eindrucksvolle Weise – die dominierenden Motive für Carlos Weg in den Terrorismus waren weniger politischer als profaner Natur: persönliche Bereicherung, um einen ziemlich extravaganten Lebensstil pflegen zu können, und vor allem die Befriedigung eines übergroßen Egos.
Es war jedoch der spezifischen Situation der Siebziger Jahre geschuldet, dass eine derartige Figur zu einer Größe des internationalen Terrorismus aufsteigen konnte. Die Aufbruchsstimmung der Sechziger Jahre, getragen von dem Wunsch nach grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen, war einer höchst konfrontativen Atmosphäre gewichen, in der manche meinten, politischen Diskurs durch bewaffneten Kampf gegen den Staat ersetzen zu müssen. Aus den Protestbewegungen der Gegenkultur entstanden radikale Gruppen, wie die RAF, die italienischen Brigate Rosse oder die japanische United Red Army, um nur einige zu nennen. Gleichzeitig begannen zu Beginn der Siebziger Jahre auch palästinensische Gruppen ihren Zielen durch terroristische Anschläge Nachdruck zu verleihen.
Die Gründer der PFLP, Wadi Haddad und George Habash, verfielen schließlich auf die Idee, mit diversen linksradikalen Terrorgruppen zu kooperieren und diese für ihre Ziele zu instrumentalisieren. Diese Verflechtungen zwischen linken Terrororganisationen, palästinensischen Gruppen und diversen Geheimdiensten aus Osteuropa und dem Nahen Osten – und nicht zuletzt die Blockbildungen des Kalten Krieges – erwiesen sich als geradezu ideale Spielwiese für einen Mann wie Carlos. Seine demonstrativ vor sich her getragene Selbstdarstellung – die er bevorzugt ausgewählten Journalisten vorzutragen pflegte – als überzeugter Marxist und Kämpfer gegen Unterdrückung und Imperialismus erwies sich nach und nach als hohle Phrase. Doch Olivier Assayas macht deutlich, dass Carlos wie kein Zweiter verstand, in diesem Spinnennetz unterschiedliche Interessenslagen auszuloten und zu seinem eigenen Vorteil zu nützen. Ob seine Terroranschläge der Sache der Palästinenser, der Weltrevolution oder den Ränkespielen eines Saddam Hussein dienen sollten, war für Ilich Ramírez Sánchez zunehmend zweitrangig – solange der jeweilige Auftraggeber gut bezahlte und der Name Carlos öffentlichkeitswirksam in den Mittelpunkt gerückt wurde.
Dass Carlos es bevorzugte, nach Möglichkeit die Fäden im Hintergrund zu ziehen und seine Kampfgefährten in die Schusslinie zu schicken, und nur dann selbst an Terroraktionen an vorderster Front teilnahm, wenn es darum ging, seinem Namen Publicity zu verschaffen, passt ins Bild dieses eiskalt agierenden, egomanischen Opportunisten. Olivier Assayas verzichtet dabei auf jegliche Psychologisierung von Carlos, mit seiner betont nüchternen Inszenierung, die sich über weite Strecken auf einen fast reinen Beobachterstatus zurückzuziehen scheint, entlarvt er ihn dennoch als weitgehend eitlen Selbstdarsteller, der nicht aufgrund politischer Fanatisierung zum rücksichtlosen Mörder wurde, sondern dem aus reinem Geltungsdrang Moral und Empathie völlig abhanden gekommen waren.
Neue Sachlichkeit
Dass Olivier Assayas eben diesen nüchternen, sich an den historischen Fakten orientierenden Ansatz für seine Annäherung an Carlos gewählt hat, setzt allerdings eine Linie fort, die sich in jüngerer Vergangenheit bei unterschiedlichen filmischen Aufarbeitungen des Phänomens des Terrorismus in den Siebziger Jahren deutlich herauskristallisiert hat. Waren die filmischen Auseinandersetzungen – die überwiegend im deutschen Kino stattfanden – zunächst noch emotionalisierende, deutlich Stellung beziehende Arbeiten (Die verlorene Ehre der Katharina Blum, Volker Schlöndorff, Margarethe von Trotta, 1975; Die bleierne Zeit, Margarethe von Trotta, 1981; Stammheim, Reinhard Hauff, 1986) oder bis zur Farce verzerrte Paraphrasen wie Rainer Werner Fassbinders Die dritte Generation (1979), interessierte sich etwa Christopher Roth mit entsprechendem zeitlichen Abstand zu den historischen Ereignissen in Baader (2002) in erster Linie für die popkulturellen Aspekte der RAF.
Produzent Bernd Eichinger und sein Regisseur Uli Edel sorgten da 2008 mit Der Baader Meinhof Komplex beinahe für einen Paradigmenwechsel. Ihr Film, der sich sehr eng an dem gleichnamigen Buch – dem Standardwerk zur Geschichte der RAF – des langjährigen „Spiegel“-Chefredakteurs Stefan Aust orientiert, erinnert in seiner dramaturgischen und formalen Nüchternheit mehr an ein penibel recherchiertes TV Doku-Drama eines Heinrich Breloer denn an die ansonsten eher spektakulären Kinoproduktionen Eichingers. (Breloer hatte sich übrigens bereits 1997 mit dem für das Fernsehen produzierten Doku-Drama „Todesspiel“ mit der Entführung Hanns Martin Schleyers und dem sogenannten Deutschen Herbst befasst.) Doch es war gerade diese distanzierte Sachlichkeit, mit der Eichinger und Edel jene irrsinnige Gedankenwelt deutlich machten, in der sich die Mitglieder der RAF um Andreas Baader und Gudrun Ensslin auf ihrem Weg vom studentischen Protest zur mörderischen Stadtguerilla verfangen hatten. Die kleine Gruppe, die sich geradezu hermetisch vor allen selbstkritischen Fragen abschottete, zog in ihrer verbissenen Wahnhaftigkeit zusehends den Vergleich mit einer religiös anmutenden Sekte nach sich. Die gespens- tisch anmutende Metapher, die Stefan Aust in seinem Buch konstruiert hatte, nahm Gestalt an: Um die Postüberwachung im Hochsicherheitstrakt von Stammheim zu überlisten, entlehnte die RAF Codenamen aus Herman Melvilles verrätseltem Roman „Moby Dick“. Andreas Baader erhielt dabei den Namen Ahab – jenes Kapitäns des Walfängers Pequod, der mit seinem fanatischen Hass auf den Weißen Wal seine Besatzung so weit ansteckt, dass diese ihrem Kapitän bereitwillig in den Tod folgt. Am Schluss von Der Baader Meinhof Komplex steht ein ebenso unheimliches wie symbolträchtiges Bild: die RAF-Mitglieder, angeführt von Baader, auf der Jagd nach dem Leviathan, dem verhassten, selbst erschaffenen Gegner, den sie lieber bis zur Selbstzerstörung bekämpfen als vom eigenen Wahnsystem abzulassen.
Dass sich die Gültigkeit von Austs Metapher nicht nur auf die RAF beschränkte, zeigt Wakamatsu Koji auf bedrückend eindrucksvolle Weise mit Jitsuroku rengo sekigun: Asama sanso e no michi (United Red Army, 2007). Wakamatsu beleuchtet die Radikalisierung der japanischen Studentenbewegung, die zur Gründung der United Red Army führte, mit einer reduzierten Inszenierung, die durch den umfangreichen Einsatz von Archivmaterial einen semi-dokumentarischen Anstrich erhält. Als sich die Gruppe in der Abgeschiedenheit der Berge isoliert, schlägt ihr mörderischer Wahn auf die eigenen Mitglieder zurück: Wer auch nur den Anschein erweckt, vom radikalen Kurs abzuweichen, muss sich einem demütigenden Selbstbezichtigungsritual unterwerfen, dem ausnahmslos die Hinrichtung des „Abweichlers“ folgt.
Auch Steven Soderbergh, zur Zeit einer der wenigen ausgewiesenen Auteurs des US-amerikanischen Kinos, hat diesen nüchtern vorgetragenen Geschichtsbildern Rechnung getragen und sein Porträt des kubanischen Revolutionshelden und der Ikone aller selbst ernannten Stadtguerilleros Ernesto „Che“ Guevara – Carlos trat etwa beim Überfall auf die OPEC fast wie ein Look-Alike von Che auf – ebenfalls betont spröde und unspektakulär in Szene gesetzt. Zeigt Soderbergh in dem auf zwei Filme konzipierten Projekt mit Che: Revolucion den auf Kuba erfolgreichen Befreiungskämpfer, wird Che: Guerilla so etwas wie das negative Spiegelbild von Teil eins. Unfähig – und vor allem unwillig – einzusehen, dass seine revolutionären Strategien nicht beliebig exportierbar sind, marschiert Ernesto Guevara in Bolivien stur und unbelehrbar ins Verderben, opfert lieber sein Leben und das seiner Kampfgefährten als auch nur einen Millimeter von seinen Ideen abzuweichen.
Der Söldner
Dramaturgisch und in der formalen Gestaltung setzt Olivier Assayas Carlos zwar ebenfalls als akribisch recherchiertes, nüchternes Doku-Drama in Szene, doch der Charakter seiner Titelfigur gibt dem Film eine grundlegend andere Richtung. Zeigten die Filme Der Baader Meinhof Komplex oder United Red Army, wie ursprünglich idealistische Vorstellungen zu einem ideologisch verbohrten, mörderischen Wahnsinn mutieren konnten, der sich schlussendlich sogar gegen die Proponenten dieses Wahns selbst richtete, stellt Carlos einen völlig gegensätzlichen Typus des Terroristen dar. Assayas stellt ihn als einen berechnenden Charakter bloß, der die weltpolitische Lage eiskalt für seine ganz persönlichen Zwecke auszunutzen verstand. Wessen Kampf er dabei unterstützte, war für den Mann sekundär, solange nur Carlos dabei so gut als möglich ausstieg – sowohl materiell als auch das eigene Prestige betreffend. Ob gezielter Mordanschlag, Geiselnahme oder Bombenanschläge mit völlig willkürlichen Opfern, Carlos nahm fast jeden Auftrag an. Selbstaufopferung – die er nach außen hin nur zu gerne propagierte – war jedoch keineswegs seine Sache. Wenn eine Aktion einmal brenzlig zu werden drohte, tauschte er seine Geiseln bereitwillig gegen Lösegeld und die Garantie, selbst unbeschadet abziehen zu dürfen. Seiner brutalen Skrupellosigkeit tat dies freilich keinen Abbruch, er tötete nicht aus ideologisch motiviertem Fanatismus, sondern eiskalt berechnend oder schlicht und einfach aus purer Rache.
Als der eitle Selbstdarsteller sogar für Wadi Haddad zu einem unkontrollierbaren Risikofaktor wurde, gründete Carlos eben kurzerhand seine eigene Organisation. Vorgeblich ein Kämpfer gegen Imperialismus und Unterdrückung, diente er sich nun wie ein moderner Landsknecht völlig ungeniert Geheimdiensten, radikalen Gruppen und Machthabern unterschiedlichster Provenienz an. Bei der Rekrutierung seiner Mitstreiter gab sich Carlos durchaus internationalistisch: Egal ob Mitglieder der deutschen Revolutionären Zellen, französische Linksradikale oder Palästinenser – wer sich Carlos uneingeschränktem Führungsanspruch unterwarf, war in seiner Gruppe herzlich willkommen. Der Handlungsreisende in Sachen Terror war bei den undurchsichtigen Manövern der internationalen Geheimdienste zwar nicht mehr als ein zeitweilig nützlicher Bauer eines mörderischen Schachspiels, doch das bemerkte Carlos in seiner maßlosen Selbstüberschätzung nicht einmal mehr – er war längst seinem eigenen Mythos verfallen und hielt sich in diesem Spiel für eine Königsfigur. Dass der selbsternannte Revolutionär und Marxist zwischen seinen Terroraktionen einen feudalen Lebensstil pflegte und im Privatleben gegenüber seinen Lebensabschnittspartnerinnen gerne den üblen Macho hervorkehrte, passt ins Bild des rücksichtslosen Egoisten, der stets nur den eigenen Vorteil vor Augen hatte.
Mit dem Zusammenbruch des Kommunismus in Europa zu Beginn der Neunziger Jahre verliert er jedoch wichtige Verbündete, seine Bedeutung als international agierender Terrorist war schon vorher stark gesunken. Olivier Assayas zeigt Carlos an seinem letzten Zufluchtsort im Sudan als geradezu lächerliche Figur: ein alt gewordener Playboy, aufgedunsen vom Alkohol und voller Larmoyanz, der in einer letzten opportunistischen Rochade sogar zum Islam konvertiert. Es sollte Carlos nichts mehr nützen – am 14. August 1994 wird er im Zug einer Geheimoperation entführt und nach Frankreich gebracht, wo ihm der Prozess gemacht wird. Im Dezember 1997 wurde Ilich Ramírez Sánchez zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.