Lupenreines Genrekino klassischen Zuschnitts
Eine typische Silvesternacht bricht in Baltimore an, der Jahreswechsel scheint sich in der üblichen ausgelassenen Feierlaune zu vollziehen. Doch in das Knallen der Feuerwerkskörper mischt sich völlig unerwartet ein ähnliches Geräusch, das jedoch Unheil inmitten all der Fröhlichkeit verheißt. Ein Amokläufer nimmt Feiernde in einem Hochhaus ins Visier, den mit unheimlicher Präzision abgefeuerten Schüssen fallen 29 Menschen zum Opfer. Inmitten des vorherrschenden Chaos behält eine junge Polizistin namens Eleanor Falco (Shailene Woodley) jedoch kühlen Kopf, was auch dem rasch hinzugezogenen FBI-Agenten Lammark (Ben Mendelsohn) nicht verborgen bleibt. Kurzentschlossen rekrutiert der erfahrene Ermittler Falco für sein Team, auch weil sich ihre vermeintliche Schwachstelle als Stärke erweist: Die psychisch etwas angeschlagene Eleanor kann sich gerade wegen dieses Defizits besonders gut in die Gedankenwelt des Täters hineinverssetzen. Eine Fähigkeit, die Lammarks Team dringend braucht, denn der Todesschütze versetzt Baltimore bald erneut in Angst und Schrecken.
Regisseur Damián Szifron, der sich bislang mit der in seiner argentinischen Heimat produzierten schwarzhumorigen Komödie Wild Tales auch international einen Namen machen konnte, hat mit Catch the Killer, seinem Hollywood-Debüt, einen schnörkellosen Thriller in Szene gesetzt. Was Plot und Dramaturgie angeht, sind es bekannte und bewährten Ingredienzen, die zum Einsatz kommen. Auch die Konstellation der Charaktere mit einem erfahrenen, etwas knorrig agierenden Einsatzleiter und einer Novizin in Sachen Täterprofile, die jedoch auch aufgrund ihrer psychischen Verfasstheit über ein besonderes Einfühlungsvermögen bezüglich menschlicher Abgründe verfügt, wird nicht nur bei eingefleischten Fans Erinnerungen an The Silence of the Lambs hervorrufen. Doch anders als in Jonathan Demmes längst zum Klassiker avancierten Thriller richtet sich der Fokus nicht auf extravagante, schillernde Serienmörder vom Kaliber eines Dr. Hannibal Lecter, Catch the Killer konzentriert sich vielmehr auf das Polizei-Milieu – Shailene Woodleys präzise Zeichnung ihrer Figur ist dabei einer der Eckpfeiler – und die akribische Ermittlungsarbeit. Szfirons Inszenierung generiert eine stimmige, dichte Atmosphäre samt entsprechenden Spannungsbögen, womit sich Catch the Killer als eine jener unprätentiöse, grundsoliden Genrearbeiten erweist, die es bedauerlicherweise immer schwerer haben, im gegenwärtigen Kinogeschehen einen Platz im Spielplan zu finden.