Filmstart

Chase

| Oliver Stangl |
B-Movie means Butler-Movie

Filme, in denen verzweifelte Männer hinter ihren auf mysteriöse Weise verschwundenen Frauen herjagen, haben unbestreitbares Spannungspotenzial und bieten zudem Gelegenheit für psychologische Nuancen. Das geht mit künstlerischem Anspruch und Hitchcock-Hommage (siehe Frantic oder Spurlos verschwunden, beide 1988), aber auch mit Schwerpunkt auf purem Nervenkitzel (Breakdown, 1997). Letztgenanntes Kurt-Russell-Vehikel könnte aufgrund mehrerer Parallelen übrigens die Blaupause für Chase, die dritte Regiearbeit des hauptsächlich schauspielernden Brian Goodman gewesen sein.

Werbung

Wie auch immer: Immobilenentwickler Will Spann (Gerard Butler) fährt seine Frau Lisa (Jaimie Alexander) zu ihren Eltern im Südosten der USA – die Beziehung ist angespannt, eine Trennung auf Zeit steht an. Beim Halt an einer Tankstelle verschwindet Lisa jedoch spurlos; potenzielle Zeugen haben nichts gesehen, und die Polizei scheint es nicht sonderlich eilig zu haben. Also macht sich Will auf eigene Faust auf die Suche, die immer riskanter wird – nicht nur aufgrund der potenziellen Drahtzieher, sondern auch, weil die Cops den Ehemann bald selbst verdächtigen. Und die lieben Schwiegereltern haben ohnehin schon immer gewusst, dass Will nichts taugt …

Butler ist sicherlich einer der aktuell sympathischsten Actionstars, der seine zunehmenden Gesichtsfurchen ganz uneitel trägt. Sein darstellerisches Schaffen hat sich in den letzten Jahren allerdings vermehrt von Blockbustern ins B-Movie-Genre verlegt. Die Qualität korrespondiert dabei nicht selten mit niedrigen Budgets und schlechten Skripts, auch wenn manches gar nicht mal sooo übel gerät (der 2020er-Katastrophenfilm Greenland war zwar kein Meisterwerk, aber immerhin nicht so dumm wie ähnliche Werke). Bei Chase kann allerdings auch Butlers Testosteron nicht viel retten: Dass man kaum mit den Charakteren mitfiebert, liegt am Umstand, dass das Drehbuch ihnen so gut wie keinen Background gibt – wenn das Skript es doch versucht, kommt es zu klischeehaften Rückblenden. Die Bösen wirken blass, das Mysterium um Lisa banal, der waldreiche Drehort Georgia wird als Location kaum genutzt, und obendrein gibt es die schlechteste CGI-Explosion in recent memory. Fahrt nimmt der Film nur gegen Ende auf, wenn Butler den Schurken mit Knarre und Brechstange zeigt, wo der Hammer hängt.
Beim haarsträubend unlogischen Verhalten der Figuren – Kidnapping am hellichten Tag, inkompetente Kieberer wie bei „Miss Marple“ – hätte man gleich eine Satire über menschliche Dummheit drehen sollen. So wünscht man dem sympathischen Schotten Butler am Ende, dass er bald wieder in niveauvolleren Actionkrachern mit dabei sein möge.