Cops

Filmkritik

Cops

| Jakob Dibold |
... not all of them are bastards.

Der WEGA-Rekrut Christoph (bemüht: Laurence Rupp), wohl unfreiwillig „Burschi“ genannt, erschießt bei seiner Außeneinsatz-Premiere scheinbar aus Notwehr einen psychisch kranken Mann. Sein erster Schock weicht mit dem brüderlichen Handschlag seines Vorgesetzten „Konsti“ Blago (bullig: Anton Noori), der das Vorgehen als heldenhaft feiert, einer Euphorie aus Ego, Testosteron und Rest-Adrenalin. Dieser kann auch die noch eher neue Freundin Nicky (bestens: Anna Suk) daheim im Bett schlussendlich nicht widerstehen, obwohl sie zumindest nachfragt, wie es um den Angeschossenen steht. „Der lebt eh no“ reicht zwar vorläufig als Antwort, bald schon stellen sich jedoch traumatische Episoden bei dem jungen Sondereinheits-Anwärter ein, und spätestens mit der Nachricht des Todes des „Psychos“ geht es mit ihm deutlich abwärts. Als die ganze Causa schließlich eine Sache der Staatsanwaltschaft zu werden droht, eskaliert die Lage zunehmend.

So weit, so interessant; uns eröffnet sich ein schonungsloser Blick auf machoid-familiären Team-Zusammenhalt, Gewalt-Entladungsdrang und patriarchale Exekutiv-Strukturen. Ob sich deren explizite Problematisierung angesichts ihrer so klar offengelegten Missstände vielleicht ohnehin erübrigt, ist diskutabel, sie findet jedenfalls höchstens in Ansätzen statt. Für tiefgehende Analysen ist auch kaum Zeit, denn an Themen mangelt es in den knapp eineinhalb Stunden Filmlaufzeit nicht. So treffen Gruppendynamik, Obrigkeitshörigkeit und polizeiinterne Abgründe, Vater-Sohn- und Mann-Frau-Beziehung, Selbstzweifel, Panikattacken und Flashbacks sowie ein Ende, das etwas gar aufdringlich zum Grübeln anregt, derart aufeinander, dass man sich mitunter nach weniger Handlungssträngen sehnt, die dafür detaillierter ausgeleuchtet hätten werden können.

In einer Zeit realer Pferde- und Sturmgewehr-Ankäufe bringt Stefan Lukacs mit Cops trotzdem einen ambitionierten, relevanten Film über den bewaffneten Staatsapparat auf die große Leinwand, über den sich prächtig streiten lässt und der nie langweilt, auch wenn er manchmal in die gleiche Falle tappt wie seine Hauptfiguren: alles genau nach Protokoll.

Eine mehr oder weniger spoiler-freie Auswahl an Fragen, die jedoch mit Sicherheit offenbleiben: Durften wir für ein paar
Sekunden Zeugen der unauthentischsten Club-Ekstase aller Zeiten sein? Sind Männer bei herabfallendem Wasser wirklich immer viel nachdenklicher? Sind die an sich hervorragenden Sofa Surfers wirklich immer die Ideal-Besetzung für die Produktion des Film-Scores? Und, brennend: Hatte Roland Düringer ein Smartphone-Double?