Der Überraschungserfolg des Jahres beweist wieder einmal: Geld allein macht nicht glücklich. Und er weist ein ungewohntes Personal auf.
30 Millionen Dollar hat er gekostet, eingespielt hat er in den USA allein schon mehr als 120 Millionen. Soweit ist das nichts besonders Ungewöhnliches – doch dieser Film ist nicht von der Stange, auch wenn es sich im Grunde um eine ganz normale RomCom handelt, die – wie der zugrundeliegende Bestseller von Kevin Kwan – deutliche Anleihen beim guten alten Aschenputtel bzw. bei Cinderella nimmt. Doch das arme Mädchen Rachel (Constance Wu), das vom Prinzen auserwählt wird, ist hier eine asiatisch-stämmige Amerikanerin, und der „Königssohn“ Nick (gespielt vom malaysisch-britischen TV-Moderator-plus-Model Henry Golding) ist der einzige männliche Sproß einer unermesslich reichen Familie aus Singapur. Seit einem Jahr sind die beiden zusammen, Rachel ist Ökonomie-Professorin an der NYU, während Nick vor allem seinem Beruf als Sohn nachgeht. Sie weiß nichts von seinem monetären Hintergrund, und deshalb trifft sie erst einmal fast der Schlag, als die Reise nach Singapur, die sie unternehmen, weil Nick dort als Trauzeuge seines besten Freundes Colin fungieren soll, mit einem First-Class-Flug mit eigener Suite beginnt. Doch das ist längst nicht alles, und Rachel, die die Gelegenheit nützt, um ihre Studienfreundin Peik-Lin zu besuchen, kommt bald aus dem Staunen nicht mehr heraus. Peik-Lin ist es auch, die ihr schließlich erzählt, wen sie da an Land gezogen hat – nicht mehr und nicht weniger als den reichsten und begehrtesten Junggesellen Asiens.
Dementsprechend feindselig reagieren die jungen Damen Singapurs, die sich selber Hoffnung auf den schönen reichen Jüngling gemacht haben, aber das ist noch gar nichts gegen die Ablehnung, die Rachel von Seiten von Nicks allmächtiger Mutter Eleanor erfährt – mit schneidender Kälte und herrlich maliziös gespielt von Superstar Michelle Yeoh. Dass Rachel, die in den USA geboren wurde und aufgewachsen ist, kein Chinesisch mehr kann, hilft ihr auch nicht gerade. Nicks Vater, Geschäftsmann, ist notorisch abwesend, und die einzigen aus der Familie, die der jungen Amerikanerin mit offener Sympathie begegnen, sind Nicks Schwester Astrid, die selbst Probleme aller Art hat, und der fröhliche Cousin Oliver. Das Interessante an Crazy Rich Asians (die Asiatinnen und Asiaten hat man im deutschen Titel bizarrerweise unterschlagen), kompetent und trotz 120 Minuten recht zügig in Szene gesetzt von Jon M. Chu (Step Up, Now You See Me 2) ist die völlige Umkehr der Klischees bzw. die Offenlegung der gnadenlosen Standesdünkel der versnobten Reichen Singapurs – Nicks Mutter verachtet Arme und Amerikaner, und erst recht eine Kombination aus beidem –, aber auch das Aufzeigen der rigiden Hierarchie in der chinesischen Großfamilie. Denn natürlich stellt sich heraus, dass Eleanor seinerzeit von ihrer künftigen Schwiegermutter genauso malträtiert wurde, gelernt hat sie aber scheinbar nichts daraus.
Die Comedy-Elemente kommen vor diesem durchaus ernsten Hintergrund fast ein wenig zu kurz, sie entzünden sich im Wesentlichen an den kulturellen Gegensätzen und an der Tatsache, dass es den Superreichen offenbar wirklich schwerfällt, ihr Geld so aus dem Fenster zu werfen, dass sie auch Spaß daran haben – sinnfällig zum Beispiel dargestellt anhand von Colins aufwändigem Polterabend, der so gar nichts Fröhliches an sich hat. Die wahre Sensation dieses Films ist aber, dass darin zu praktisch hundert Prozent Asiatinnen und Asiaten vorkommen, etwas, das im US-amerikanischen Filmschaffen nahezu ohne Präzedenzfall ist. Sie kommen üblicherweise gar nicht oder selten, oft aber auch in schlimmen klischeehaften Darstellungen vor – von der berüchtigten Praxis des „yellowface“, die bis heute immer wieder für Aufruhr sorgt, einmal ganz abgesehen. Der Erfolg, so scheint es, gibt den Produzentinnen und Produzenten des Films recht: 38 Prozent (!) aller Asian-Americans, so heißt es, sollen den Film bereits gesehen haben. Dass es einen zweiten Teil geben wird, darauf kann man wohl jedes noch so große Vermögen wetten.