Malaria: Krankeit und Geschäftsmodell
Reisfelder, Zuckerrohr-Plantagen, freiluftige Lehmziegel-Werke: drei Orte, die geradezu idealen Lebensraum für jene Mücken bieten, an die sich wiederum jene Parasiten gerne heften, die Malaria übertragen. Just diese Brutstätten der Krankheit, die schon Abermillionen Menschenleben gefordert hat, gibt es im Osten Afrikas – Katharina Weingartners Film beschränkt sich hauptsächlich auf Uganda, Tansania und Kenia – zuhauf. Selbst erdacht und errichtet hat man sie sich dort jedoch keineswegs.
Nachdem der Film Atmosphären seiner Schauplätze etabliert, ist der erste Punkt rasch gemacht: Es ist zu einem großen Teil Maßnahmen der Britischen Kolonialherrschaft zu verdanken, dass die lebensbedrohliche Fieberkrankheit so gewaltvoll über die hiesige Bevölkerung hereinbrechen konnte. Weingartner hat jedoch kein Interesse, die Betroffenen als Opfer zu inszenieren. Im Gegenteil: Vorgestellt werden Menschen, die sich intensiv mit der Bekämpfung von Malaria auseinandersetzen und dabei beachtliche Erfolge erzielen. Anfangs zaghaft, jedoch stetig deutlicher zeigt Das Fieber die ausbeuterischen Ungeheuerlichkeiten auf, mit denen der „Westen“ auch nach dem historischen Schlussstrich unter der Kolonialisierung Afrikas durch Europa systemisch eine Vielzahl afrikanischer Staaten durchpflügt. Anhand der Arbeit von sowohl Naturheilkundlerin als auch Wissenschaftlern wird klar, dass die kapitalistische Profitgier die Menschen vor Ort nicht einfach nur ausbeutet. Denn: Durch perfides Kalkül wird auch noch aktiv danach getrachtet, dass sich die Ausgebeuteten auch ja nicht selbst ermächtigen. Gesundheitsschädliche Moskitonetze, überteuerte Larvenbekämpfung und längst nur mehr äußerst zweifelhaft wirksame Medikamente, nicht nachvollziehbares Entziehen von Genehmigungen, herabschauende Wissenschafts-Praxis und vieles mehr werfen tiefe, eindeutige Schatten auf Novartis wie Sumitomo, die Bill-Gates-Foundation wie die WHO. Seitens der Traditionellen Chinesischen Medizin wurde das vielversprechendste Heilmittel schon vor Jahrzehnten – erfolglos dank des westlichen Drucks – angeboten. Mittlerweile wird immer klarer und auch immer stärker gelehrt, was die Pflanze Artemisia annua vermag: Sie ist regional verfügbares, preiswertes und hochwirksames Gegengift. Bei aller positiven Energie, die die von Weingartner ins Rampenlicht gerückten Stimmen trotz teilweise verständlicher Verbittertheit zusammenballen, bleibt vor allem die erschütternde Erkenntnis: Die Betroffenen sind keine Almosen-Bedürftigen, ihre Bestrebungen und Leistungen werden mit voller Absicht korrumpiert. Ein dringender, ein notwendiger Film, ein informatives wie beeindruckendes Manifest gegen den White-Savior-Komplex und neo-kolonialistische Strukturen des Kapitalismus.