Ein Cop gerät bei seinen Ermittlungen in Konflikt mit seiner Familie.
Ein Polizeifilm mit Edward Norton, Colin Farrell, Noah Emmerich und Jon Voight in den Hauptrollen? Das klingt zunächst einmal vielversprechend: Vier großartige Schauspieler in einem Genre, das durch Martin Scorseses The Departed wieder starken Auftrieb erhielt – man darf eigentlich gespannt sein. Doch mit zunehmender Dauer von Pride and Glory ereilt den Zuschauer ein Déjà-vu-Erlebnis. Da ist kein Dialog, den man nicht so oder ähnlich schon einmal gehört hätte, da ist kein Versatzstück, das man nicht in anderen Standardwerken des Genres – von Serpico über Prince of the
City bis Internal Affairs – gesehen hätte. Korruption innerhalb der Polizei, zwei Brüder auf verschiedenen Seiten, ein alkoholsüchtiger, herrischer Vater als Vorgesetzter, die eine Ehefrau todkrank, die andere geschieden – fast erschrocken notiert man die zahlreichen Klischees, die einem vor Augen geführt werden.
Dabei hatte es ganz ordentlich angefangen. Bei einem Einsatz gegen Drogendealer sterben vier New Yorker Cops in einem Hinterhalt. Widerwillig übernimmt Detective Ray Tierney (Edward Norton) auf Geheiß seines Vaters Francis Tierney sr. (Jon Voight), zugleich sein Vorgesetzter beim NYPD, die Ermittlungen. Eine große Narbe in Rays Gesicht deutet daraufhin, dass vor Jahren etwas ordentlich schief gegangen sein muss. Darum säße er eigentlich lieber weiterhin hinter dem Schreibtisch. Damit nicht genug: Rays Bruder Francis jr. (Noah Emmerich) und sein Schwager Jimmy Egan (Colin Farrell) befehligten die getöteten Polizisten. Und dann entdeckt Ray durch Zufall, dass jemand die schießwütigen Dealer rechtzeitig telefonisch gewarnt hat. Der Anrufer war – ein Cop.
Kaum sind die Fronten geklärt, bewegt sich Pride and Glory auf vertrautem Terrain. Man wartet förmlich auf die wütend geführten Diskussionen um Familienbande, Loyalität, Pflicht und Ehre. Die vier Hauptdarsteller halten durch ihre darstellerische Leistung lange Zeit das Interesse wach und verleihen dem Film so etwas wie innere Spannung. Spannung, die durch die Ermittlungen selbst nicht aufkommen will: Dass ein Dealer auf der Flucht sein Handy verliert und so die einzige Spur hinterlässt – arg konstruiert. Um schließlich in einem enttäuschenden Ende zu münden, das sich über eine Viertelstunde hinzieht und die letzte Bestätigung dafür liefert, dass Gavin O’Connors Inszenierung doch jede Überraschung gescheut hat.