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Filmkritik

Das ist unser Land! / Chez Nous

| Hans Langsteiner |
Gut gemeinter Schlüsselfilm über Marine Le Pen

Schon klar: Vor einem halben Jahr, als Marine Le Pen und ihr Front National bei den französischen Präsidentschaftswahlen durchaus Chancen hatten, die Macht im Land zu erringen, war dies ein wichtiger Film, eine künstlerische Intervention im Dienst der guten Sache, eine filmische Wahlempfehlung mit klaren Fronten und einer klaren Botschaft. Jetzt, nach geschlagener Wahl und geschlagener Le Pen, sieht die Sache freilich ein wenig anders aus.

Im zeitlichen und räumlichen Abstand vom Anlassfall wird klar, wie deutlich, ja wie plakativ der Film sein Anliegen transportiert. Erzählt wird die Geschichte einer allein erziehenden Krankenschwester aus einer nordfranzösischen Kleinstadt, der einer der Orts-Honoratioren bei den bevorstehenden Kommunalwahlen eines Tages eine Kandidatur für ein ominöses, von einer resoluten Chefin geführtes „Nationales Volksbündnis“ anbietet. Die Krankenschwester willigt ein und registriert erst allmählich, worauf sie sich eingelassen hat: Erst soll sie ihre Haarfarbe aufgeben, dann ihre Persönlichkeit.

Obwohl weder der „Front National“ noch der Name Le Pen hier je genannt werden, liegt der Schlüsselcharakter dieser fast gleichnishaften Geschichte auf der Hand. Dem belgischen Regisseur Lucas Belveaux gelingen dabei mitunter Sequenzen von bedrückender Realitätsnähe. Die internen Intrigen der rechtslastigen Politzirkel, die Atmosphäre in Wahlveranstaltungen, bei denen die Vernunft in brüllender Euphorie zu verdampfen droht – das und mehr ist in abgedunkelten graugrün gehaltenen Bildern durchaus stimmig festgehalten. Auch gegen die Besetzung – darunter der soignierte André Dussollier als charismatischer Verführer und die dralle Catherine Jacob als herber Le-Pen-Verschnitt – wäre wenig einzuwenden.

Doch man muss nicht erst an differenzierte Politdramen wie The Ides of March denken, um zu erkennen, wie plump dies alles gebaut ist. Fugenlos reiht sich Klischee an Klischee und der wenn es nicht anders geht, taucht Gott Zufall auf: Dass der Ex-Freund, mit dem die Kandidatin wieder eine Beziehung eingeht, just ein wenig geläuterter Rechtsextremist sein muss, dass gerade im passenden Moment auf einem Handy entscheidende Beweisfotos aufpoppen – das alles kommt etwas dick daher und macht es politischen Gegnern des Films gefährlich leicht, von Polemik zu sprechen. Dabei ist der Film zweifelsohne gut gemeint, doch das macht seine dramaturgischen Schwächen nur noch schmerzlicher bewusst.