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Das Leben gehört uns

Filmkritik

Das Leben gehört uns

| Ines Ingerle |

Die schwungvoll inszenierte Geschichte eines Paares, das sich einer schweren Herausforderung stellt

Soll das ein Scherz sein?“, fragt sie ihn, als er sich vorstellt. Roméo heißt er, und er ist verwirrt ob ihrer Reaktion. „Weil ich Juliette heiße“ erklärt sie. „Erwartet uns also ein schreckliches Schicksal?“, erwidert er, ohne zu ahnen, dass ihm das Leben auf diese Frage bald eine traurige Antwort geben wird. Roméo (Jérémie Elkaim) und Juliette (Valérie Donzelli) sind ein glückliches junges Paar. Das Leben fühlt sich leicht an, wenn sie zusammen sind, ihre Beziehung ist harmonisch, beschwingt, sorglos und voll inniger Liebe. Mit der Geburt ihres Sohnes Adam scheint das Glück perfekt. Alles ist schön, die jungen Eltern zuversichtlich. Sehr bald jedoch nehmen Sorgen um und Zweifel an Adams Gesundheit über Hand. Er erbricht häufig, hat Schwierigkeiten, das Laufen zu lernen, eine Asymmetrie des Gesichts wird festgestellt. Verschiedene Ärzte werden aufgesucht, bis schließlich eine vernichtende Diagnose gestellt wird, die das junge Paar auf eine harte Probe stellt.

Valérie Donzelli erzählt mit ihrem ehemaligen Lebensgefährten Jérémie Elkaim in der zweiten Hauptrolle eine bewegende autobiografische Geschichte um Leben und Tod. Das Leben gehört uns ist nicht schwermütig oder bedrückend, auch nicht melodramatisch. Ganz im Gegenteil: Der Film sprüht nur so vor Vitalität und zeigt auf eine wundervoll leichtfüßige Art und Weise, wie das junge Paar sich der Herausforderung stellt und das schwere Schicksal meistert. Keine Sekunde bemitleiden sich Roméo und Juliette selbst, sie sagen der Krankheit ihres Sohnes den Kampf an und gehen mit vereinten Kräften gegen sie vor. Im Mittelpunkt steht dabei vor allem das Verhältnis zum Leben, die Bereitschaft, es als Abenteuer zu sehen und Kraft aus dem Verfolgen eines gemeinsamen Ziels zu schöpfen. Roméo und Juliette entwickeln sich und durchlaufen einen Reifeprozess, der sie zu verantwortungsbewussten Erwachsenen und wahren Helden werden lässt.

Donzelli scheut dabei nicht, burleske Elemente mit einzubeziehen und somit die Grenzen zwischen Drama und Komödie aufzulösen. Wenn sich etwa Roméo und Juliette nachts, zusammengekuschelt am Krankenhausbett ihres Sohnes, gegenseitig ihre schlimmsten Befürchtungen mitteilen, dürfen sie dabei ruhig ordentlich übertreiben. Das macht die Ängste absurd und nimmt somit die Schwere aus der Situation. Es ist niemals Verzweiflung und Ratlosigkeit, die überwiegt, sondern stets der feste Glaube daran, dass das Leben keine Aufgaben stellt, die nicht zu meistern sind. Ein Film voller Hoffnungen und Ideale, energiegeladen und ermutigend.