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Buchveröffentlichung

Fabrikationen

| Oliver Stangl |
Ein Bildband und eine Ausstellung widmen sich dem fotografischen Werk des Multimediakünstlers David Lynch. Im Mittelpunkt: Industrielandschaften.

The Renaissance Man: Diesem Etikett macht der 1946 in Missoula, Montana zur Welt gekommene David Lynch alle Ehre. So kennt man den Mann mit der Haartolle nicht nur als preisgekrönten, kultisch verehrten Schöpfer von stilistisch unverwechselbaren Filmen wie Blue Velvet (1986) oder Wild at Heart (1990), als Miterfinder der legendären TV-Serie Twin Peaks oder als surrealistischen Maler; auch als Musiker – etwa mit dem Album „Crazy Clown Time“ – sorgte Lynch für Furore. Wen wundert es da noch, dass der Vielseitige auch als Fotograf tätig ist? Noch bis 31. März zeigt The Photographer’s Gallery in London Schwarzweißarbeiten des US-Amerikaners. Die Motive lassen dabei vor allem an Lynchs filmisches, mit Aufnahmen von Industrielandschaften durchsetztes Frühwerk wie Eraserhead (1977) oder The Elephant Man (1980) denken, handelt es sich doch um Fotografien von Fabriken. Im empfehlenswerten Begleitband zur Ausstellung spricht Lynch, der sich wie stets weigert, sein Werk zu interpretieren, mit Herausgeberin Petra Gilroy-Hirtz immerhin darüber, wie er auf die Objekte seiner Faszination stieß und was ihn daran faszinierte: Als Lynch in England The Elephant Man drehte, machte er mit Kameramann Freddie Francis eine Tour in den Norden des Landes, um sich die Fabriken anzusehen, die lange die Ökonomie und die Landschaft geprägt hatten. Dass der Großteil der Fabriken bereits stillgelegt war, störte Lynch dabei nicht: „I just like going into strange worlds … I love factories that are derelict factories where nature is starting to reclaim the place.“ Im Verfall von Hochöfen und Stahlwerken fand Lynch für sich große Schönheit und Textur: „Mondrian would go nuts.“ Über die Jahre baute Lynch ein geradezu intimes Verhältnis zu Industrieanlagen von Los Angeles bis Lodz auf (die Voest hat er leider ausgelassen), was sich auch in zahlreichen Detailaufnahmen zeigt: „I guess some wide shots are ok, but I am really more like ‚closer and closer‘, and that’s where it really gets me going.“ Auf den folgenden Seiten zeigt „ray“ eine Auswahl an Fotografien aus dem Prachtband.