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Death Sentence – Todesurteil

| Michael Ranze |

Ein Mann sieht rot: Friedliebender Familienvater meuchelt in diesem unreflektierten Actionreißer den Mörder seines Sohnes.

Dass Kevin Bacon in den Fußstapfen von Charles Bronson unterwegs ist, kann man bereits aufgrund des Filmtitels ahnen: Death Wish hieß der Thriller aus dem Jahr 1974, in dem Bronson rot sah, und tatsächlich beruht auch James Wans Death Sentence auf einer Vorlage von Brian Garfield. Dieser dürfte allerdings mit beiden Film­adaptionen nicht zufrieden sein. Für Garfield war Selbstjustiz nämlich nicht die Lösung der Strafverfolgung, sondern ein weiteres Problem. Michael Winner, Regisseur von Death Wish, scherte das wenig, und auch Wan hat andere Intentionen. Davon zeugte bereits sein nicht gerade zimperliches Splatter-Movie Saw.

Aus Bronsons Architekt Paul Kersey ist hier der Versicherungsagent Nick Hume geworden: Schönes Haus, schöne Frau, zwei wohlgeratene Söhne. Kevin Bacon interpretiert den Mann als erfolgreichen, aber doch introvertierten und netten Kerl, der niemandem etwas zuleide tun könnte. Doch wer Bacon aus seinen zwielichtigen Rollen kennt, The River Wild etwa oder Hollow Man, ahnt es: In diesem Mann gärt eine unterdrückte Wut. Und dann wird bei einem nächtlichen Tankstopp Humes ältester Sohn vor seinen Augen erschossen. Als der Täter wegen Mangels an Beweisen nur geringfügig bestraft werden soll, fällt Hume eine zunächst unverständliche Entscheidung: Er zieht seine Zeugenaussage zurück, der Mörder wird freigesprochen. Doch Hume hilft der Gerechtigkeit auf seine Weise nach und ersticht den Täter. Das wiederum zieht katastrophale Folgen nach sich, denn der Bruder des Getöteten, ein fins­terer Gangleader, sinnt auf Rache.

Von nun an dreht sich die Gewaltspirale immer weiter und nimmt absurde Formen an. Schon die Grundvoraussetzung – die Justiz lässt einen Mörder trotz wasserdichter Zeugenaussage laufen – hatte nicht gestimmt. Aber dass ein intelligenter Mann seine eigene Familie so unbedacht in die Katastrophe stürzt – blanker Unsinn. Die Gewalttaten des Rächers fallen also auf ihn zurück, doch für eine kritische Hinterfragung der Selbstjustiz reicht diese Vorgabe nicht aus. Die moralischen Themen sind nur Aufhänger für einen überzogenen Showdown, bei dem zusehends schwereres Geschütz aufgefahren wird und den Körper des Protagonisten zunehmend ramponiert. Laut, ruppig und gewalttätig: Death Sentence erinnert in seiner Perfidität an Paparazzi, ein Film aus dem letzten Jahr, der gleichfalls versuchte, Morde an mehreren Menschen zu rechtfertigen. Vor so viel Verlogenheit kann man sich nur mit Grausen abwenden.