Timothy Spall begibt sich auf eine ungewöhnliche Reise.
Die Frage, ob er denn schon im Ersten Weltkrieg gekämpft hätte, lässt Tom Harper innerlich ein wenig schmunzeln, auch wenn man ihm diese Gefühlsregung kaum anmerkt. Dabei ist ihm schon klar, dass er dem jungen Mann, der ihm diese Frage stellt, während die beiden auf den Bus warten, wirklich uralt erscheinen muss. Doch klarerweise hat Tom seinen Dienst im Zweiten Weltkrieg absolviert, und schon dafür hat sich der damals Fünfzehnjährige älter ausgeben müssen. Mit dieser eher kuriosen Episode beginnt jene Reise, die der mittlerweile etwa neunzig Jahre alte Pensionär antritt, um noch einmal in seine Heimat in Cornwall, genauer gesagt an jenen Küstenort, der den ebenso poetischen wie treffenden Namen Land’s End trägt, aufzusuchen.
Ausgangspunkt dieser Fahrt mit dem Bus ist die kleine Ortschaft John o’ Groats, die sich an der äußersten Nordostspitze Schottlands befindet. Dort hat sich Tom mit seiner Frau Mary 1952 niedergelassen – oder präziser formuliert zurückgezogen, denn die Übersiedlung war, wie eine der zahlreichen Rückblenden schon bald andeutet, besonderen Lebensumständen geschuldet – und die folgenden sieben Jahrzehnte verbracht. Nach dem Tod seiner Frau begibt sich Tom also auf besagte Reise, die ihn quer durch Großbritannien führt und in deren Verlauf der alte Herr eine ganze Reihe höchst unterschiedlicher Begegnungen erlebt.
Getragen wird der Roadtrip im Alleingang von einem der markantesten Charakterdarsteller der Gegenwart, Timothy Spall. Die Darstellung des etwas kauzigen, aber doch stets herzensguten alten Mannes, ist für einen Schauspieler dieses Kalibers eine Vorlage, die Spall sicher zu verwerten versteht. Im Verlauf seiner illustren Karriere hat er weitaus komplexere Charaktere souverän gemeistert, wenn man sich etwa an seine Verkörperungen des Malers William Turner (Mr. Turner) oder des Holocaustleugners David Irving (Denial) erinnert. Dass Spall, der im Februar diesen Jahres 65 Jahre alt geworden ist, auch die Physis eines Neunzigjährigen authentisch gestaltet, zählt zum selbstverständlichen Repertoire diesen großen Schauspielers. Ein wirklich adäquates Spielfeld können Drehbuch und Regie Timothy Spall allerdings nicht bieten. Zu unentschlossen changiert die Geschichte zwischen skurrilem Roadmovie, melancholisch-elegischer Lebensbilanz und Drama um das Älterwerden. Das wird alles routiniert und respektabel in Szene gesetzt – und Spall spielen zu sehen ist wie erwähnt immer ein Genuss – doch The Last Bus bleibt eine Fahrt der betulichen Art.