Der Fuchs

Filmstart

Der Fuchs

| Ania Gleich |
Adrian Goiginger widmet sich einem berührenden Kapitel Familiengeschichte.

Im einen Moment noch verloren in den Augen eines Fuchswelpen, wird im nächsten in rigidem Militärduktus zum Kampf aufgerufen. Adrian Goigingers neue Regiearbeit Der Fuchs bewegt sich zwischen „Universum“-reifen Landschaftssequenzen und den Szenen kriegerischer Bestialität einmal wieder auf einem breiten Spektrum der Empfindungen. Und berührt, nachhaltig.

Wir schreiben das Jahr 1940. In den Reihen der Wehrmacht an der Westfront bei Düren findet sich eine kleine Gruppe Österreicher ein, die ursprünglich vom Bundesheer eingezogen nach dem Anschluss erstmals in den Krieg ziehen muss. Allen voran Franz Streitberger (Simon Morzé), der in jeglicher Hinsicht dem Durchschnitt seiner Kameraden widerspricht. Anstatt sich an der militärischen Selbstbeweihräucherung zu beteiligen, findet der junge Mann einen verletzten Fuchs im Wald und dressiert diesen so weit, dass er ihn für ein Jahr als tierischen Begleiter mit an die Front nach Frankreich nimmt. So absurd der Plot klingt, er beruht auf einer wahren Geschichte. Goiginger verarbeitet damit nach Die beste aller Welten, einem Film über seine eigene Kindheit, einen weiteren Teil Familiengeschichte: Die seltsam anmutende Episode von Franz Streitberger ist nämlich die Erzählung seines eigenen Urgroßvaters.

Was die knapp zwei Stunden dauernde Inszenierung so kurzlebig macht, ist die Art und Weise, in der sich das Persönliche wie ein kleiner Kokon in seinen historischen Kontext verwebt, ohne dabei in Kitsch oder Belanglosigkeit abzudriften. Der Fuchs wird so weder zum Kriegsfilm noch zu einer magischen Erzählung. Die Magie der Geschichte bleibt im allzu Menschlichen immanent: Denn schlussendlich wird eigentlich nur Franz’ verzweifeltes Verlangen nach einem erwiderten Miteinander gezeigt, nachdem er von seinem Vater (Karl Markovics) verstoßen wurde und so nie ein Zuhause erlebt hat. Und das alles, inmitten einer selten unmenschlichen Zeit, was das Füchschen als einzig wahren Begleiter durchaus verständlich macht. Dass selbst die einzige romantische Annäherung (Adriane Gradziel) nicht gegen die Liebe zu dem Tier ankommen kann, wirkt demnach angesichts dieser Umstände fast logisch.

Man ist im Falle von Der Fuchs im Übrigen froh, wenn ab und zu bei den Untertiteln mitgelesen werden kann, denn wie auch in seinen anderen Filmen bleibt Goiginger beim Einsatz von Dialekten konsequent. Wem also zwischen Pinzgau und der Normandie womöglich kurz das sprachliche Verständnis fehlt, dem kommen zumindest beim durchaus dramatischen Abschied die Tränen.