Ambitionierte Romanverfilmung mit Herz und Makel
Den Bienen kann man alles anvertrauen: Wünsche, Träume, Geheimnisse, sie behalten noch die tiefsten Gedanken und Empfindungen für sich. Das weiß auch die Ärztin Dr. Jean Markham (Anna Paquin), die den Bienenstock ihres Vaters nach dessen Ableben liebevoll weiter pflegt. Denn auch sie hat ihnen einst gebeichtet, was sie niemandem sonst zu erzählen gewagt hätte. Nun ist sie in die schottische Heimat zurückgekehrt, um die väterliche Praxis weiterzuführen und ihr Elternhaus mit neuer Energie zu füllen. Das gelingt ihr schneller als gedacht, nachdem sie sich mit Lydia (Holliday Grainger) anfreundet, deren Sohn am Bienenstock der Ärztin sein Herz verloren hat. Während er mit Faszination und Hingabe die Lebensweise der eigenwilligen Wesen studiert, konzentrieren sich die beiden Frauen aufeinander, helfen sich gegenseitig und kommen sich schließlich gefährlich nahe, als Lydia, von ihrem Mann ohne Geld und Würde sitzen gelassen, ins Haus von Jean einzieht, um ihr den Haushalt zu führen – fürs schottische Hinterland zu Beginn der fünfziger Jahre keine übliche Wohnsituation, so dass im Ort bald Gerüchte aufkommen, die sich hinter verschlossenen Türen längst bewahrheitet haben.
Ähnlich wie im Hinblick auf die deutsche Betitelung muss man auch sonst relativ viel guten Willen aufbringen, um sich in Annabel Jankels Tell It to the Bees einzufühlen und über die Makel hinwegzusehen, die der Film mit fortschreitender Laufzeit immer deutlicher aufzeigt. Zudem ist insbesondere die Fähigkeit, über die Welt und ihre Wunder zu staunen, im finalen Akt gefragt, der eine phantastische Wendung beinhaltet, die weder stilistisch noch emotional Sinn macht. Und doch scheint es ungerecht, den Film gleich komplett zu verwerfen. Immerhin beweist Jankel, dass sie ein Gespür für ihre erst getrennt und bald gemeinsam isolierten Protagonistinnen besitzt.
Sie wollen keine Rebellinnen sein und haben doch keine andere Wahl, als sich gegen die Engstirnigkeit und den Groll der Menschen um sie herum aufzulehnen, um ihr Leben und vielleicht sogar ihre Liebe zu retten. Paquin und Grainger, deren Aura für ein Dasein im Kostümfilm prädestiniert scheint, beseelen ihre Figuren, füllen sie mit Charme und Charakter, und zwar auch dann noch, wenn das künstlerische Konstrukt um sie herum bereits zu wackeln beginnt. Dass der Versuch, die harsche Realität mit Romantik und Magie zu durchschneiden, letztlich nicht aufgeht, ist zwar bedauerlich und bisweilen frustrierend mitanzusehen. Dennoch gehört Tell It to the Bees eher zu der Sorte von Filmen, die viel wollen, eine ganze Menge können, und am Ende nicht alles schaffen. Also, immerhin!